Ubuntu 12.10 „Quantal Quetzal“
Ubuntu 12.04 „Precise Pangolin“
Tomahawk
ist ein "sozialer" Audioplayer, der neben der Verwaltung einer lokalen Musiksammlung einfachen Zugriff auf Medien- und Musikplattformen wie beispielsweise YouTube oder SoundCloud
unter einer einheitlichen Oberfläche bereitstellt. Wer die eigene Musiksammlung bereits ins Internet verlagert hat, wird sich über die integrierte Anbindung von Ampache bzw. ownCloud freuen.
Das Besondere an Tomahawk im Vergleich zu anderen Programmen ist die transparente Verbindung der eigenen Sammlung mit den Musiksammlungen anderer Tomahawk-Benutzer und Musikdiensten im Internet unter einer einheitlichen Oberfläche. Verschiedene Tomahawk-Musiksammlungen können beispielsweise über Twitter oder Jabber verknüpft und dann von jedem Ort aus abgespielt werden – solange die Quellsammlung über das Internet erreichbar ist.
Trotz aller Vernetzungsmöglichkeiten legen die Entwickler Wert auf die Feststellung, dass Tomahawk kein neues Medium für Raubkopien ist. Im Gegenteil, es wird explizit dazu aufgefordert, die Rechte der Künstler zu respektieren und diese beispielsweise durch den Kauf von Musik oder Konzertbesuche tatkräftig zu unterstützen.
Durch seine zahlreichen Funktionen ist Tomahawk nicht einfach nur ein Audioplayer, sondern ein Stellvertreter für eine neue Programmgattung. Eine konkrete Bezeichnung zu finden ist schwierig, vielleicht so etwas wie eine vernetzte Musik-Enzyklopädie? Da das Programm auf Basis von Qt entwickelt wird, ist es neben Linux auch für Windows, Mac OS X und Android verfügbar. Im Hintergrund wird eine SQLite-Datenbank zur Verwaltung genutzt.
Grundlage dieses Artikels ist die im Juli 2012 aktuelle Version 0.5.5.
Da sich der Tomahawk Player noch in einem frühen Entwicklungsstadium befindet, kann man das Programm nur über ein "Personal Package Archiv" (PPA) [1] installieren oder selbst aus dem Quelltext übersetzen.
Adresszeile zum Hinzufügen des PPAs:
ppa:tomahawk/ppa
Zusätzliche Fremdquellen können das System gefährden.
Ein PPA unterstützt nicht zwangsläufig alle Ubuntu-Versionen. Weitere Informationen bietet die PPA-Beschreibung vom Benutzer/Team tomahawk.
Damit Pakete aus dem PPA genutzt werden können, müssen die Paketquellen neu eingelesen werden.
Nach dem Aktualisieren der Paketquellen kann das folgende Paket installiert [2] werden:
tomahawk (ppa)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install tomahawk
sudo aptitude install tomahawk
Beim Kompilieren [3] aus dem Quelltext hilft das Tomahawk Wiki weiter.
Beim ersten Start erscheinen die Einstellungen. Hier wird angegeben, in welchen Quellen Tomahawk nach Musik suchen soll. Sämtliche Quellen werden über sogenannte "Content Resolver" oder kurz Resolver abgerufen. Hierbei handelt es sich um Schnittstellen zu Musikdiensten im Internet (z.B. Soundcloud) oder auch zum eigenen (Heim-)Netzwerk. Das Konzept der Resolver ähnelt den Add-Ons für den Browser Firefox.
Zur Nutzung von Tomahawk als "normaler" Audioplayer muss hier nichts ausgewählt werden (Resolver können auch noch zu einem späteren Zeitpunkt aktiviert werden). Als Voreinstellung für eigene Audiodateien wird ~/Musik/ im Homeverzeichnis genutzt.
![]() |
Übersichtsseite (Dashboard) |
Bei Ubuntu-Varianten mit einem Anwendungsmenü erfolgt der Start [4] über den Menü-Eintrag "Multimedia -> Tomahawk".
Die Steuerung erfolgt über ein Symbol im Benachrichtigungsfeld des Panels. Die weitere Bedienung wie die Anzeige des Programmfensters oder das Verbergen desselben (und auch das Beenden des Programms) erfolgt ausschließlich über dieses Panel-Applet, dessen Menü über die rechte Maustaste
erreichbar ist. Unter Unity führt das wie üblich zu einem Problem, das sich aber durch einen kleinen Eingriff lösen lässt.
Über die linke Randspalte wird die Musiksammlung in drei Kategorien
"Stöbern"
"Suchverlauf"
"Meine Musik"
und eine "Warteschlange" (für Titel, die noch abgespielt werden sollen) unterteilt, während der untere Fensterrand zur Audiosteuerung vorgesehen ist. Diese drei Kategorien sind jeweils noch weiter gegliedert:
"Stöbern":
"Dashboard" - liefert einen Überblick der verfügbaren Titel der eigenen Musiksammlung
"Supersammlung" - oder "SuperCollection" als kombinierte Übersicht der eigenen Sammlung und der von Freunden
"Gemeinsame Lieblingslieder" - (im Englischen als "Top loved tracks" bezeichnet) listet alle Titel auf, die über einen Rechtsklick als "Lieblingslied" markiert wurden
"Kürzlich gehörte Lieder"
"Charts" - folgende Quellen lassen sich anzeigen (je nach Quelle z.T. auch weiter unterteilt nach Land und Genre)
"Neuerscheinungen" - die einzige Quelle ist derzeit Rovi (siehe auch Rovi Corporation)
"Suchverlauf":
enthält dynamisch zusammengestellte Listen von Titeln oder Metadatensuchvorgängen. Einträge können über ein (eingeblendetes) Minuszeichen wieder entfernt werden.
"Meine Musik":
![]() |
Meine Sammlung |
"Meine Sammlung"
"Sammlung" - Übersicht lokal gespeicherter Titel
"Kürzlich hinzugekommen"
"Kürzlich gehörte Lieder"
"Lieblingslieder" (Loved Tracks)
"Playlisten"
"Neue Playlist erstellen"
"Stationen" - hat nichts mit Internetradio zu tun. Benötigt The Echo Nest, um spezielle Playlisten nach bestimmten Kriterien zusammenzustellen.
"Neue Station erstellen"
Über die Funktion "Local Network" kann man sich mit den Bibliotheken anderer Tomahawk-Benutzer ("Freunde") verbinden – sofern diese den Zugriff gestatten (was bei echten Freunden kein Problem darstellen sollte). Aktiviert wird diese Funktion über "Einstellungen -> Tomahawk einrichten... -> Dienste". Zu den konkreten Einstellungen siehe auch erweiterte Konfiguration.
Obwohl die kommunikativen Fähigkeiten einen der größten Reize von Tomahawk ausmachen, möchte man manchmal – wie im richtigen Leben – einfach die Tür hinter sich zu machen und in Ruhe Musik hören. Für diese Stimmungslagen dient der "Private Modus", der über "Steuerung -> Privat Modus aktivieren" bzw. "Steuerung -> Privat Modus verlassen" gesteuert werden kann.
Die Funktionsvielfalt von Tomahawk lädt zum Spielen mit dem Programm ein. Leider sind es zu viele, um sie alle einzeln zu erwähnen. Erwähnenswert sind z.B. die Zusatzinformation für den jeweiligen Interpreten, die sich aus der Wikipedia abrufen lassen, ein Bewertungssystem, dass über "Lieblingslieder" hinausgeht und die Ausgabe von Benachrichtigungen beim Liedwechsel (nicht mit Unity getestet). Daher die Empfehlung: Einfach selbst ausprobieren, ob Tomahawk den eigenen Wünschen entspricht. Falls nicht – es gibt eine mehr als ausreichende Anzahl von Alternativen.
Dazu wählt man im Menü "Einstellungen -> Tomahawk einrichten..." aus. Untergliedert sind die Einstellungen in drei Reiter (Tabs), die nachfolgend in eigenen Abschnitten beschrieben werden. Gespeichert werden Einstellungsdaten an drei Orten im Homeverzeichnis:
~/.config/Tomahawk/ - Einstellungen
~/.local/share/Tomahawk/ - Datenbank
~/.cache/Tomahawk/ - Zwischenspeicher
Um weitere Dienste (Resolver) für Tomahawk verfügbar zu machen, muss man diese zuerst aktivieren. Teilweise ist dazu ein Benutzerkonto bei den jeweiligen Online-Diensten erforderlich. Folgende Dienste sind bereits integriert (Auflistung nach der Reihenfolge im Programm):
Hier können die Ordner eingestellt werden, deren Inhalte als Quelle der eigenen Musiksammlung dienen sollen (Voreinstellung: ~/Musik/). Auf Wunsch kann die Sammlung auf Änderungen überwacht werden. Neue oder gelöschte Dateien werden dann automatisch berücksichtigt. Wenn man die Übermittlung von Metadaten an The Echo Nest zulässt, lassen sich Playlisten (siehe oben) nach zahlreichen Kriterien anlegen.
Wer die Funktion "Local Network" aktiviert hat, kann hier noch Feineinstellungen vornehmen. Dazu zählen Optionen zur Kontaktaufnahme mit anderen Tomahawks:
keine (nur ausgehende Verbindungen)
UPnP für Port-Weiterleitung verwenden (empfohlen)
Statische externe IP Adresse / Hostname und Port verwenden
und die Möglichkeit, einen SOCKS-Proxy zu verwenden.
In Tomahawk integriert ist ein Mechanismus ähnlich Apport, um Fehlerberichte nach einem Programmabsturz automatisch an die Entwickler zu schicken. Wer sich nicht an der Fehlersuche beteiligen möchte, kann das hier abschalten.
Wenn der Player beim Abspielen an der Startposition hängen bleibt bzw. nichts zu hören ist, liegt das unter Ubuntu an einem Problem mit dem Paket phonon-backend-gstreamer. Die Entwickler empfehlen generell, dieses Paket zu entfernen und stattdessen das Paket phonon-backend-vlc zu installieren (siehe auch Phonon).
Je nach ownCloud-Version ist die "Server URL" unterschiedlich:
ownCloud 3:
http://SERVER/owncloud/apps/media/
Ab ownCloud 4:
http://SERVER/owncloud/remote.php/ampache/
Dabei gelten folgende Konventionen:
http://
- unverschlüsselter Zugriff (ansonsten https://
- falls der Client das unterstützt)
SERVER
- Servername (soweit dieser über DNS aufgelöst werden kann), Domain oder IP-Adresse
owncloud
- Ordner auf dem Server, in den ownCloud installiert wurde
Um die in ownCloud enthaltene Musik anzuzeigen, bitte die "Globale Suche" rechts oben verwenden.
Tomahawk – Musik ohne Ende von (fast) überall - Blogbeitrag, 08/2012
Tomahawk, the Most Important Music App Nobody’s Talking About - Artikel auf wired.com 02/2012
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