Screencasts sind digitale Filme, die die Anwendung von Programmen auf dem Desktop eines Computers zeigen. Häufig werden auch Audio-Aufnahmen zusätzlich aufgenommen, so dass man Erklärungen zu dem Vorgehen auf dem Desktop abgeben kann. So lassen sich z.B. sehr gut Anleitungen realisieren oder ein beeindruckender 3D-Desktop aufnehmen.
Wie man sieht, ist die Auswahl an Programmen, um ein Screencast zu erstellen, recht groß. Um die Auswahl etwas einfacher zu gestalten, folgt hier ein Vergleich der Programme.
Programm | Formate | Vollbild | Ausschnitt | Fenster | Audio | Bemerkung |
Kazam | WebM/MKV | Ja | Ja | Ja | Ja | kann PulseAudio, funktioniert auch mit Unity und der GNOME Shell. Für MP4 bitte ffmpeg zusätzlich installieren! |
Byzanz | GIF | Ja | Ja | Ja | Nein | funktioniert nicht mit Unity |
Istanbul | OGG | Ja | Ja | Nein | Nein | funktioniert nicht mit Unity |
Cankiri | OGG | Ja | Ja* | Nein | Ja | (*) Der Ausschnitt lässt sich nicht verschieben. |
FFmpeg | MPEG4 | Ja | Ja | Nein | Ja | |
recordMyDesktop | OGG | Ja | Ja | Ja | Ja | Resultat falsch kodiert, Soundaufnahme mit JACK funktioniert nicht |
RecordItNow | diverse | Ja | Ja | Ja | Ja | |
XVidCap | Frei | Frei | Ja | Ja | Ja | (*) Die passenden Codecs müssen installiert sein. |
VLC Media Player | FLV und andere | Ja | Nein | Nein | Nein | funktioniert nicht mit Unity |
Kazam ist eine moderne Screencast-Software, die auch unter Unity funktioniert, Sound über PulseAudio aufnimmt und es einem leicht macht, Screencasts im VP8/WebM- oder H264/Matroska-Format abzuspeichern. Es ist ab Ubuntu 12.04 in den Paketquellen enthalten und kann über folgendes Paket installiert [1] werden:
kazam (universe)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install kazam
sudo aptitude install kazam
Für MP4-Videos muss zusätzlich noch ffmpeg (siehe unten) dazu installiert, werden. Dieses ist leider nicht in den Abhängigkeiten von kazam aufgeführt. Ein Fehlen von FFMPEG führt zu einem Absturz des Programms mit einer nichtssagenden Fehlermeldung.
Daneben gibt es noch ein PPA [2] , über das eine Version für Ubuntu 11.10 verfügbar ist. Ältere Ubuntu-Versionen werden nicht unterstützt. Außerdem gibt es auch eine unstable-series, die die jeweils neuste Version von Kazam enthält.
Byzanz speichert die Aufnahme nicht als Film ab, sondern als animierte GIF-Bilddatei. Der Vorteil dieses Vorgehens ist, dass die Aufnahme ohne jedwede zusätzliche Software oder Plugins über einen Browser abgespielt werden kann. Allerdings eignet sich diese Art der Aufnahme nicht für großformatige Aufnahmen. Ideal ist Byzanz, um z.B eine graphische Oberfläche in einer Dokumentation zu erläutern.
Byzanz ist in den Paketquellen von Ubuntu enthalten und kann über das Paket
byzanz (universe)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install byzanz
sudo aptitude install byzanz
installiert werden. Das Programm selbst hat keinen Eintrag im Startmenü. Es ist ein sogenanntes Applet für das GNOME Panel, das man an der gewünschten Stelle in ein Panel einfügen kann. Das Applet heißt "Desktop Recorder". Über das Applet kann man auswählen, welcher Bereich des Desktops aufgenommen werden soll, und die Aufnahme starten.
Falls Firefox die mit Byzanz erstellten animierten Grafiken nicht richtig anzeigt, öffnet man die Firefox-Konfiguration mit
about:config
in der Adresszeile und kontrolliert, ob
image.animation_mode
auf "normal" eingestellt ist. Ansonsten wird nur das erste Bild einer GIF-Animation abgespielt.
Istanbul ist eine Software, die den Desktop von Desktopumgebungen, die sich an den "Free-Desktop"-Standard halten, im Ogg-Format aufnehmen kann. Dazu gehören GNOME, KDE, Xfce und andere.
Istanbul ist in den Paketquellen von Ubuntu enthalten und kann über das Paket
istanbul (universe)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install istanbul
sudo aptitude install istanbul
installiert werden. Anschließend kann man es unter
"Anwendungen -> Unterhaltungsmedien -> Istanbul Desktop Session Recorder"
starten. Nach dem Start erscheint Istanbul in der Traybar des Systems. Mit einem Klick auf das Icon startet die Aufnahme, mit einem weiteren Klick endet die Aufnahme, und man wird gefragt, wohin man die Aufnahme speichern möchte. Über einen Rechtsklick kann man angeben, ob nur ein Ausschnitt gefilmt werden soll, und man kann die Qualität der Aufnahme definieren.
Cankiri ist ein weiteres Programm zur Aufnahme des Desktops. Es basiert auf Istanbul und soll von der Handhabung her einfacher sein. Cankiri ist nicht in den Paketquellen enthalten. Als Python-Programm braucht es jedoch nicht kompiliert zu werden. Zur Ausführung werden folgende Pakete benötigt [1]:
python
python-gtk2
python-gst0.10
python-eggtrayicon
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install python python-gtk2 python-gst0.10 python-eggtrayicon
sudo aptitude install python python-gtk2 python-gst0.10 python-eggtrayicon
Allerdings sollten diese Pakete automatisch bei der Installation von Ubuntu mitinstalliert werden. Im Normalfall lädt man sich daher von der Homepage das Programmarchiv auf den Rechner, entpackt es [7], macht die Programmdatei cankiri.py ausführbar und startet das Programm.
Ähnlich wie bei Istanbul erscheint ein Icon in der Traybar. Klickt man darauf, so kann man den Speicherort der Aufnahme festlegen und verschiedene Parameter definieren. Klickt man auf "OK", so wird die Aufnahme gestartet. Klickt man ein weiteres Mal auf das Icon in der Traybar, so wird die Aufnahme beendet.
recordMyDesktop möchte die Aufnahme des Desktops möglichst einfach machen. Das Programm besteht aus zwei Teilen: einem Programm ohne Oberfläche für die Aufnahme, das direkt aus einem Terminalfenster heraus gestartet werden könnte, und einer graphischen Oberfläche, basierend auf Python und GTK. recordMyDesktop kann sowohl das Bild als auch den Ton aus einer beliebigen Quelle heraus aufnehmen.
RecordItNow ist eine graphische Oberfläche, die zum Aufzeichnen von Screencasts verschiedene Plugins wie recordMyDesktop, FFMPEG oder einfach Bildschirmfotos verwendet. Für die Aufnahme lassen sich verschiedene Details einstellen und während dieser Tastatur und Mauseingaben aufzeichnen. Ein weiteres encodieren der Aufnahme mit FFMPEG und Mencoder in diverse Formate ist ebenso möglich, wie ein direkter Upload zu den Videoplattformen http://www.youtube.de
und http://blip.tv
.
recorditnow (universe - Frontend für KDE)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install recorditnow
sudo aptitude install recorditnow
Unter Ubuntu 11.10 arbeitet recorditnow nicht richtig mit FFMPEG zusammen. Informationen und Abhilfe dazu sind im Fehlerbericht 858973 zu finden.
XVidCap ist ein sehr leistungsfähiges und vielseitiges Programm zum Erstellen von Screencasts. XVidCap kann Videos in vielen verschiedene Formaten (DivX, MPEG2, SWF usw.) erstellen. Man kann den aufzunehmenden Ausschnitt frei wählen, und die Ergebnisse des Programmes sind meist sehr gut.
xvidcap (multiverse, nur bis einschließlich 11.10 in den Quellen)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install xvidcap
sudo aptitude install xvidcap
Nach der Installation von XVidCap findet man das Programm unter
"Anwendungen -> Unterhaltungsmedien -> XVidCap Screen Capture"
Deaktiviert man das "Schloss"-Symbol, so kann man das Programmfenster vom Aufnahmebereich lösen und das Fenster frei bewegen. Klickt man auf das Symbol "Pipette", so kann man den Aufnahmebereich frei auswählen. Schließlich gelangt man mit einem Rechtsklick auf den Dateinamen und "Einstellungen" in einen Dialog, in dem man alle Details zur Aufnahme definieren kann. Die Bedienung des Programms ist zu Anfang etwas ungewöhnlich. Dazu findet man allerdings ein gutes "Lehrvideo" auf der offiziellen Seite des Projekts (siehe oben).
Als Qualitätseinstellungen empfiehlt sich:
FPS von 15
MPEG4-Codec
ca. 25 bei "Qualität"
eine Bildschirmauflösung bei Vollbildaufnahme von max. 800x600 Pixeln
keine Kompression
Eine Vollbildaufnahme macht man am besten, indem man auf die Pipette und dann auf den Desktop klickt.
Auch der VLC Media Player ist in der Lage, Screencasts zu erstellen. Folgender Programmaufruf startet den VLC-Player mit einer Desktop-Aufnahme (Output: screencast.flv, 25 FPS). Zum Beenden der Aufnahme einfach "Stopp" im VLC-Player-Fenster anklicken.
vlc screen:// --screen-fps 25 --nooverlay --sout "#transcode{vcodec=h264,vb=2048,scale=0.5,acodec=mp3,ab=128,channels=2}:duplicate{dst=std{access=file,mux=mp4,dst=screencast.flv}}"
Über das alternative Interface cvlc kann man auch verhindern, dass sich ein eigenes Fenster öffnet:
cvlc screen:// --screen-fps 25 --nooverlay --sout "#transcode{vcodec=h264,vb=2048,scale=0.5,acodec=mp3,ab=128,channels=2}:duplicate{dst=std{access=file,mux=mp4,dst=screencast.flv}}"
Zum Beenden der Aufnahme muss hier einfach abgebrochen werden ( Strg + C )
Libav ist eine Abspaltung von FFmpeg (siehe nächster Abschnitt) und ab Ubuntu 12.04 vorinstalliert. Folgender Befehl erstellt ein Flash Video screencast.flv mit einer Auflösung von 1920x1080 sowie 25 Bildern in der Sekunde:
avconv -f x11grab -r 25 -s 1920x1080 -i :0.0 -vcodec libx264 screencast.flv
Die Aufnahme kann mit Strg + C beendet werden.
FFmpeg ist ein Kommandozeilenprogramm zur Erstellung und Umwandlung von Videos. Folgender Befehl erstellt einen verlustfreien Screencast mit dem HuffYUV-Codec und einer Auflösung von 1024x768 sowie 25 Bildern in der Sekunde. Der Screencast wird in der Datei screencast.avi in dem Verzeichnis gespeichert, aus dem man den Befehl heraus ausgeführt hat.
ffmpeg -f x11grab -r 25 -s 1024x768 -i :0.0 -vcodec huffyuv -sameq screencast.avi
Markus Oppitz OpenOffice Screencast
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