Ubuntu 12.04 „Precise Pangolin“
Ubuntu 10.04 „Lucid Lynx“
Dieser Artikel enthält eine Anleitung, um Ardour in einem für Digital Audio Workstations wichtigen Bereich, nämlich in der Produktion von Radiobeiträgen mit Originalton- und Musik- oder Geräuscheinblendungen einzusetzen. Nach diesem Verfahren lassen sich auch längere Features oder Hörspiele produzieren. Am Ende steht eine Datei im Format RIFF WAVE, MP3 o.ä., die man direkt zum Sender transferieren kann. Ardour wird in der professionellen Radioproduktion bislang zwar selten genutzt, aber zu Unrecht, denn es erfüllt die dortigen Anforderungen und ist deshalb eine Alternative zu teuren proprietären Programmen.
Die Arbeitsweise vom unbearbeiteten Material bis zum fertigen Beitrag wird im folgenden Schritt für Schritt erläutert.
Der Ardour-Bildschirm: gezeigt werden hier zwei aus der O-Ton-Gesamtaufnahme herauskopierte O-Töne.
Von den vielen Möglichkeiten und Bedienelementen, die der Ardour-Bildschirm zu bieten hat, werden hier nur einige benötigt: oben halblinks die "Laufwerkstasten" für Wiedergabe, Aufnahme etc. Rechts davon die Zeitanzeigen: Am wichtigsten ist die linke, die sog. "primäre" (grün), die "sekundäre" rechts (blau) wird nur hilfsweise benötigt. Ganz links liegt das Mixer-Panel, rechts davon die Bedienfelder für die Spuren. Der große Bereich in der Mitte ist der Editor, in dem man das Tonmaterial bearbeitet.
Zunächst ist es sinnvoll, einige Menüpunkte in Ardour so zu justieren, dass sie die zügige Produktion erleichtern:
Im Menü “Ansicht“ den Punkt “Fades anzeigen“ aktivieren.
Im Menü “Optionen > Crossfades“ auf “Aktiv“, “Anzeigen“ und “Automatisch erzeugen“ schalten. Außerdem auf “Gesamte Überlappung“. Das beschleunigt die Arbeit beim Schneiden.
Die Funktion “Optionen -> Sonstiges -> Spurauswahl folgt Auswahl der Region“ sollte deaktiviert sein.
Um das Blenden etwas komfortabler zu gestalten, kann man sich links einen Mischpult-Reglerzug einblenden lassen: “Ansicht -> Mixer-Panel zeigen“ bzw. ⇧ + E - auf dem Bildschirm erscheint ein Reglerzug mit zugehöriger Pegelanzeige für die jeweils aktivierte Spur. Alternativ kann man auch mit “Fenster -> Mixer anzeigen“ das komplette Mischpultfenster auf den Bildschirm holen.
Im Menü “Optionen -> Pegelanzeigen“ sollte man den Punkt “Aktiviere Pegelanzeigen im Editor“ einschalten, um schneller zu erfassen, welche Spur man gerade abhört.
Zusätzlich kann man noch oben rechts auf “Auto Return“ schalten. Dies vereinfacht ein mehrfaches Probehören einzelner bearbeiteter Audio-Passagen.
Nun bringt man die Originaltöne (O-Töne) in den Rechner: je nach der Form, in der sie vorliegen, als fertige Datei, von CD importiert (z.B. mit Asunder) oder (per Aufnahme in Ardour) eingespielt von DAT, Band, Platte etc. Gleiches geschieht mit Musik oder Geräuschen, in den Beitrag eingeblendet werden sollen.
Dann kommt die Entscheidung über die Samplingfrequenz, mit der in Ardour gearbeitet werden soll: Grundsätzlich eignet sich die in den Funkhäusern gewohnte 48-kHz-Frequenz. Bei Beiträgen mit großen Mengen von CD importierten Materials können 44,1 kHz leichter zu handhaben sein, weil man dann nicht alles im Vorfeld auf 48 kHz umformen muß. Beim Export kann Ardour das Endresultat in jedem Falle in die gewünschte Frequenz umformen.
Die Frequenz wählt man in JACK Audio Connection Kit im Fenster “Einstellungen“.
Jetzt öffnet man Ardour und legt ein neues Projekt mit zwei Mono-Spuren an. Auf die Spur 1 importiert man mit dem Menüpunkt “Projekt -> Importieren“ oder per Strg + I das ungeschnittene O-Ton-Material, im hier beschriebenen Beispiel aus einem Interview. Spur 1 für das Hören auf "Solo"-Wiedergabe schalten.
Nun wird das Interview abgehört. Jede Antwortpassage des Interviewpartners, die für den Beitrag als O-Ton brauchbar sein könnte, kopiert man direkt als separaten Ausschnitt in die Spur 2. Dazu mit links oben in der Leiste auf das Feld “Editierbereich auswählen/verschieben“ klicken und dann die gewünschte Passage mit Mausziehen bei gedrückter
markieren. Zum Kopieren
Strg +
C drücken.
Spur 2 durch einen Linksklick aktivieren und zum Einfügen
Strg +
V drücken. Damit kopiert sich der Ausschnitt in die Spur 2. Wenn man das Interview abgehört hat, liegt in Spur 2 also eine ungeschnittene grobe O-Ton-Auslese.
Die Ausschnitte schneidet man als nächstes „sauber“, befreit sie also von Versprechern und ähnlichem. Außerdem ist dies der Zeitpunkt, sie bei Bedarf sinnwahrend zu kürzen.
Der Übersichtlichkeit halber klickt man die Spur 2 an und setzt sie mit dem Menü “Spur -> Höhe“ auf “Am größten“. Dadurch wird das Schneiden wesentlich komfortabler. Außerdem schaltet man "Solo" bei Spur 2 ein und bei Spur 1 aus.
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Vorhören zur Kontrolle vor dem Schnitt |
Nun die Ausschnitte abhören. Sobald man auf eine Passage stößt, die man herausschneiden will, klickt man wieder mit links oben in der Leiste auf das Feld "Editierbereich auswählen/verschieben". Dann lässt sich die betreffende Passage mit gedrückter
und Mausziehen markieren.
Leider hat Ardour 2 keine Vorhör-Funktion. Da muss man sich also behelfen: dazu während des Hörens auf der Lautstärke-Hüllkurve genau die Punkte merken, an denen man schneiden will. Eine zusätzliche Möglichkeit ist, den Bereich, den man herausschneiden will, mit “Bereich/Auswahl wiedergeben“ anzuhören (s. Abb.).
Wenn die Auswahl der Passage ok ist, die Passage mit Entf herausschneiden (oder mit Strg + X , wenn man sie noch anderswo nutzen will).
Dann links oben in der Leiste wieder umschalten auf "Objekte auswählen/verschieben". Jetzt kann man Ende und Anfang der „stehengebliebenen“ Passagen noch einmal kurz abhören. Sollte unbeabsichtigt zuviel weggeschnitten worden sein: mit und der
Region-Start-
bzw. Region-End-Trim
-Funktion den Ausschnitt wieder verlängern (oder verkürzen, falls zuviel stehengeblieben ist).
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Fertiger, durch kurze Überlappung nicht mehr hörbarer Schnitt |
Dabei sollte man auf beiden Seiten eine Winzigkeit mehr stehen lassen. Denn jetzt werden die beiden Ausschnitte verbunden: Den hinteren Ausschnitt mit gehaltener und Mausziehen an den vorderen heranbewegen. Allerdings nicht einfach ein Stück ans andere (das hört sich in den meisten Fällen unschön an), sondern mit einer winzigen Überlappung. Faustregel: 30 bis 40 ms. Ardour setzt dann im Bereich dieser Überlappung (aufgrund der eingangs getätigten “Crossfade“-Einstellungen) automatisch eine Kreuzblende. Anschließend die Stelle probehören: das Ohr muss beurteilen, ob die Überlappung in Ordnung, der Schnitt also nicht etwa „hörbar“ ist. Besonders penibel sollte man bei diesem Überlappungsverfahren vorgehen, wenn man Aufnahmen aus einem halligen Raum verarbeitet – mitunter können dann längere Kreuzblend-Zeiten angebracht sein.
Faustregel bei Geräuschkulisse während des Interviews: Den Anfang des O-Tons hart am Wortbeginn schneiden; hinten die Geräuschkulisse im Modus "Objekte auswählen/verschieben" per Mausziehen abblenden, damit es nicht abgehackt klingt.
In dem Sinne arbeitet man sich also von vorn bis hinten durch die Ausschnitte auf der Spur 2 durch, bis man sie alle sauber geschnitten hat. Spätestens jetzt sollte man in jedem Falle einen „Schnappschuss“ speichern (Menü “Projekt -> Schnappschuss“), um die Ergebnisse zu sichern.
Jetzt bringt man die O-Töne zu Papier und schreibt anschließend das Manuskript. Nachdem das Manuskript die redaktionelle Freigabe erhalten hat, kann die Produktion beginnen.
Zur Vorbereitung ist es im Interesse der Übersichtlichkeit auf dem Bildschirm sinnvoll, die Spur mit dem unbearbeiteten Interview mit “Spur -> Ausgewählte Spuren nach unten verschieben“ (alternativ mit Strg + ↓ ) ganz nach unten zu verschieben und sie mit "Mute" stummzuschalten. Alternativ kann man sie auch ganz löschen.
Für die Produktion sollte man zunächst Ordnung in die O-Töne auf Spur 2 bringen: Meist passen nicht alle in den Beitrag hinein, man muss sie kürzen oder ihre Reihenfolge muss verändert werden.
Als erstes die Auswahl: Eine leere Monospur 3 anlegen. Sie ist gedacht für die O-Töne, die man in den Beitrag übernimmt. "Solo" bei Spur 2 ausschalten.
Spur 2 mit aktivieren, dann oben auf "Editierbereich auswählen / verschieben" schalten und per Mausziehen den Editierbereich über alle vorhandenen O-Töne legen (s. Abb.).
Strg +
C drücken.
Spur 3 aktivieren und Strg + V drücken. Damit sind die O-Töne alle in der Spur 3 gedoppelt. Jetzt Spur 3 auf "Solo" schalten und alle O-Töne herauslöschen, die man für den Beitrag nicht braucht.
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Editierbereich (hell), über die Regionen eines O-Tons gelegt |
Dann zur Reihenfolge. Im folgenden Beispiel stehen die O-Töne 3, 2 und 1 auf Spur „Audio 2“ in umgekehrter Reihenfolge, wie man sie später braucht.
Zunächst oben links in der Leiste "Editierbereich auswählen / verschieben" klicken, dann mit gehaltener über den O-Ton 1 einen Editierbereich legen. Dann “Bearbeiten -> Auswahl -> Alle Regionen im Bearbeitungsbereich auswählen“ klicken (zugehörige Tastenkombination
Strg +
U ).
Damit sind alle Regionen markiert, aus denen der O-Ton 1 besteht. Nun in der Leiste auf "Objekte auswählen / verschieben" klicken. Jetzt kann man den O-Ton per Maus in der Spur nach vorn ziehen. In ähnlicher Weise rangiert man die restlichen O-Töne, bis deren Reihenfolge stimmt.
Im Interesse der Übersichtlichkeit: Die nicht mehr benötigte Spur 2 mit der „Gesamtauswahl“ aller O-Töne kann man jetzt, ähnlich wie vorher Spur 1, nach unten verschieben und stummschalten – oder löschen.
Falls O-Töne gekürzt werden müssen, ist jetzt der Zeitpunkt dafür: Die Handhabung vollzieht sich wie oben beim ersten Schnitt.
Dann nimmt man die Autorentexte auf, die später zwischen den O-Tönen stehen: am besten auf einer separaten Mono-Spur. Saubergeschnitten wird die Aufnahme nach derselben Methode wie die O-Töne. Zuletzt hat man also zweierlei: auf einer Spur die saubergeschnittenen O-Töne, auf der anderen Spur die saubergeschnittenen einzelnen Autorentexte.
Das alles bringt man jetzt in die gewünschte Reihenfolge Text/O-Ton/Text/O-Ton etc. (siehe Abb.). Markieren und Verschieben laufen nach demselben Verfahren wie vorhin das Sortieren der O-Töne. Wichtig: Übergänge zwischen Texten und O-Tönen abhören, damit dort klanglich alles stimmt.
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Texte und O-Töne auf zwei Spuren fertig angeordnet |
An sich ließen sich Texte und O-Töne auch auf einer Spur zusammensetzen, aber mit getrennten Spuren für O-Töne und Texte ist es übersichtlicher. Sobald man O-Töne am Ende (wegen Hintergrundgeräuschen) leicht blenden muss, braucht man ohnehin zwei Spuren. Denn man muss die Texte auf die ausgeblendeten Hintergrundgeräusche legen.
Die Lautstärke der einzelnen Autorentexte und der O-Töne sollte nicht in störendem Maße voneinander abweichen (aus dem einfachen Grunde, dass der Hörer sonst permanent am Lautstärkeregler zugange ist). Im allgemeinen ist es das einfachste, sich mit der Gesamtlautstärke nach der des Autorentextes zu richten, denn der dürfte im allgemeinen gleichmäßig laut gesprochen sein. Sofern die Autorentexte keine starken Lautstärke-“Ausreißer“ enthalten, braucht man also nur die O-Töne anzugleichen.
Bei diesem Lautstärkeabgleich sollte vor allem das kritische Ohr entscheiden. Auf das Ablesen von Aussteuerungsanzeigen kann man sich nur sehr bedingt verlassen. Es kommt darauf an, dass beim Hören keine störenden Lautstärkeunterschiede oder gar -sprünge auffallen.
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Pegelkorrektur einer Region. |
Den Pegel einer oder mehrerer Regionen ändern kann man, indem man die betreffenden Regionen im Modus "Objekte auswählen/verschieben" per (oder wie beschrieben per Markieren und “Bearbeiten -> Auswahl -> Alle Regionen im Bearbeitungsbereich auswählen“) auswählt. Dann den Pegel per Menü “Region -> Lautstärke erhöhen“ bzw. “erniedrigen“ korrigieren (s. Abb.).
Im rechts abgebildeten “Region“-Menü sieht man auch die Tasten, mit denen das noch schneller geht: & für niedrigere und % für höhere Lautstärke.
„Ab Werk“ sieht Ardour für höhere Lautstärke die Taste ^ vor – was auf einer deutschen Tastatur nicht funktioniert. Das kann man aber selbst verändern, indem man den Mauszeiger auf den betreffenden Menübefehl legt und dann selbst eine Taste (oder Tastenkombination) drückt, die man dem Befehl zuordnen möchte.
Stärkere Pegelanhebungen lassen sich auf die beschriebene Weise allerdings nicht vornehmen; dazu muss man mit auf die Region klicken und im Menü “Region-Editor“ wählen. Dort kann man den Pegel mit “Scale Amplitude“ einstellen.
Es kann durchaus vorkommen, daß die Lautstärke einer Region in ihrer Gesamtheit stimmig ist, dass aber eine einzelne Silbe besonders laut heraussticht. Diese Silbe sollte man in der Lautstärke absenken. Abermals ist das Ohr der wichtigste Maßstab. Parallel kann man sich hier auch an der Lautstärke-Hüllkurve orientieren. Sollte eine Lautstärkespitze die 0-dB-Grenze überschreiten, muss man sie in jedem Falle absenken, damit es keine Verzerrungen gibt.
Diese kurzzeitige Pegelabsenkung vollzieht man manuell: Zunächst die betreffende Spur aktivieren und auf "Solo" schalten. Dann im Spurfenster das Feld “a“ für das Menü “Automationen -> Fader“ drücken. Ein kleines Zusatzfenster öffnet sich unterhalb. Dort steht rechts in Feld "Wiedergabe": auf dieses Feld mit klicken. Es klappt ein Menü auf, in dem man von "Wiedergabe" auf "Manuell" umschaltet.
Rechts von diesem Fenster liegt nun der Inhalt der Spur als Lautstärke-Hüllkurve in einer farblich abgeänderten Form. Die Höhe dieser (Zusatz-)Spurdarstellung kann man nach ins blaue Feld links im Menüpunkt “Höhe“ verändern.
Sobald man den Mauszeiger in die Spur hineinbewegt, verwandelt sich dieser in ein Kreuz, mit dem man per einzelne Lautstärke-Punkte setzen kann. Unmittelbar vor der Lautstärkespitze den ersten Punkt setzen.
Sobald man nun den Mauszeiger auf diesen Punkt legt, verwandelt sich das Kreuz in einen Pegelregler. Ferner erscheint in gelben Zahlen der dB-Wert des Punktes. Da dieser noch vor der Lautstärkespitze im pegelmäßig „normalen“ Teil des Textes liegt, sollte man den Punkt auf 0,0 dB einstellen. Dann einen zweiten Punkt hinter die Lautstärkespitze setzen und ebenso auf 0,0 dB einstellen. Hat man einen Punkt falsch gesetzt: den Mauszeiger darauf setzen und Entf drücken.
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Absenken einer Lautstärkespitze |
Nun genau auf dem Zeitpunkt der Lautstärkespitze einen dritten Punkt unterhalb der beiden anderen Punkte setzen. In diesem ersten Schritt sollte er etwa bei -5 dB sitzen.
Jetzt mit auf das Feld "Manuell" klicken und im Menü wieder auf "Wiedergabe" umschalten. Den Positionszeiger kurz vor die bearbeitete Stelle setzen. Mit
die Wiedergabe starten und kritisch daraufhin abhören, ob die Lautstärkeabsenkung zu stark oder zu schwach ist. Ggf. mit
und Mausziehen den Lautstärkepunkt für die Absenkung verschieben. Falls die Absenkung zu lang oder zu kurz ist, die beiden 0,0-dB-Punkte entsprechend verschieben.
Sind alle Lautstärkekorrekturen getätigt, zieht man nur noch oben in der Zeile Positionsmarker
mit die gelbe Markierung
End
genau auf den Schluss der letzten Region des Beitrages. Nun ist ein reiner Wort-Beitrag aus Text und O-Tönen fertig zum Export.
Zusätzliche Arbeit steht jetzt nur noch an bei Beiträgen mit Musik und/oder Geräuschen. Die sollten schließlich nicht abrupt zwischen die Wortabschnitte gesetzt werden, sondern da braucht es geschmackvolle Blenden.
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Vorsortierte Musik und Texte auf drei Spuren |
In diesem Beispiel soll Musik in den Beitrag eingebaut werden. Die einzelnen Dateien mit der Musik importiert man per Strg + I oder “Projekt -> Importieren“ in Ardour. Es empfiehlt sich, die einzelnen Musiktitel auf eine oder mehrere eigene Spuren zu legen, um mehr Freiraum zum Rangieren und Blenden zu haben.
Im Beispiel rechts liegen also z.B. auf Spur 3 die Autorentexte; für die Musik sind hier zwei Spuren reserviert: auf der Spur 1 liegen Musik 1 und 3, auf Spur 2 liegen Musik 2 und 4.
Jetzt hört man sich die erste Musik an und sucht die Stelle, an denen es sich gut anhört, das „Wort“ - also die Kombination aus Text und O-Tönen – darauf zu legen. Sämtliche Regionen eines Wort-Abschnitts markiert man und zieht sie en bloc (ohne also die Stellung der einzelnen Textteile zueinander zu verändern) mit und Mausziehen (exakt) an die betreffende Stelle.
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Plazieren von Musik (oben) zwischen zwei Wortpassagen (unten) |
Dann die zweite Musik anhören: An welcher Stelle blendet man sie am besten ein? Die Musik so plazieren, dass sie zeitlich schon genau im richtigen Verhältnis zum Ende des vorhergehenden Wortteils steht.
Nun die Musik 2 weiter hören: Wo legt man den nächsten Wortteil darauf? Die Wort-Regionen markieren und wieder an die passende Stelle ziehen (s. Abb.). Analog weiter mit Musik 3, 4 usw.
Nach Abschluss dieser Plazierungen liegt also der Zeitablauf des Beitrags schon einmal fest. Womit auch der richtige Zeitpunkt gekommen wäre, die Gesamtlänge zu kontrollieren – um evtl. noch etwas am Ablauf zu korrigieren, Teile herauszunehmen oder auch Musik-Längen zu verändern. Nachdem das geschehen ist, die Gesamtlänge also feststeht, zieht man oben in der Zeile Positionsmarker
die gelbe Markierung End
exakt auf das Ende des Beitrages.
Jetzt ist wieder das Ohr gefragt (und nicht nur der Blick auf die Pegelanzeige): Dem Höreindruck nach darf die Musik im Verhältnis zum Wort weder zu laut noch zu leise sein. Die Pegelangleichung für jedes einzelne Stück läuft in der Handhabung ab wie vorhin bei den O-Tönen. In diesem Schritt geht es wohlgemerkt nur um die Lautstärke der zwischen den Wort-Abschnitten „frei stehenden“ Musik.
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Musik (oben) unter den Text (unten) geblendet |
Erst jetzt macht man sich an Mischen von Musik und Text. Musikspur 2 stummschalten, Musikspur 1 anklicken und im Spur-Fenster links wieder auf das Feld “a“ für das Menü “Automationen -> Fader“ drücken. Im Zusatzfenster unterhalb auf "Wiedergabe" klicken. Es klappt das Menü auf, in dem man von "Wiedergabe" auf "Schreiben" umschaltet.
Nun setzt man den Positionszeiger ein paar Sekunden vor die Stelle, an der die Musik unter den Text geblendet werden soll. Den Mauszeiger links auf den Pegelregler im Mixer-Panel links (oder im Mixer-Fenster) legen.
Dann mit einem Druck auf die Taste
die Wiedergabe starten. Wenn man jetzt an die „Blend-Stelle“ kommt, senkt man – nach Gehör natürlich – mit im Mixer-Panel den Pegel der Musik ab. Die Musik nun nach Gusto noch etwas unter dem Text liegenlassen und früher oder später ganz wegblenden.
Wenn die Musik weggeblendet ist, mit die Wiedergabe stoppen. Im Lautstärkekurven-Feld unterhalb der Hüllkurve erscheint die gerade gezogene Blende als Lautstärkekurve (s. Abb.). Der Positionszeiger springt im Modus "Auto Return" zurück an die Start-Stelle vor die Blende.
Jetzt die Automation von "Schreiben" wieder zurück auf "Wiedergabe" stellen. Dann die Blende probehören. Klingt sie noch nicht zufriedenstellend, wieder auf "Schreiben" schalten und den Blendvorgang wiederholen. Schöne Blenden brauchen anfangs durchaus etwas Übung.
Theoretisch bietet sich für Korrekturen an einer noch nicht zufriedenstellenden Blende vor allem die Option “Ändern“ an. Allerdings kann es vorkommen, dass Ardour bei Benutzung dieser Funktion abstürzt. Praktisch sollte man diese Methode also zunächst am eigenen Rechner testen, bevor man sie in einer Produktion einsetzt.
Das Einblenden der Musik 2 läuft auf umgekehrtem Wege: hier muss man den Positionszeiger schon dorthin setzen, wo Musik 2 noch nicht zu hören ist. Den Pegelregler der Spur 2 ganz nach unten ziehen. Dann Wiedergabe starten und mit dem Pegelregler die Musik an passender Stelle unter das Wort legen. Die Musik nach Wortende hochziehen, mit Beginn des nächsten Wortabschnitts wieder herunterblenden und schließlich ganz wegblenden.
Das Blenden wird mit dem in Entwicklung befindlichen Ardour 3 noch einmal komfortabler, denn diese kommende Programmversion lässt sich mit externen MIDI-Steuerungspulten verbinden. Testen kann man das mit der bereits verfügbaren Beta-Version von Ardour 3.
Mit dem Blenden von Geräuschen läuft es in der Handhabung wie mit der Musik.
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Fertiger Beitrag mit drei Musikspuren (oben; einschließlich Blenden) und einer Wortspur (unten) |
Nun zeigt der Bildschirm also eine Abfolge von Autorentexten und O-Tönen oder auch wie hier ein Geflecht aus handgeblendeten Musiktiteln, Geräuschen und Wortbestandteilen.
Das Ergebnis muss man jetzt nur noch aus Ardour exportieren – falls noch Spuren mit Roh-Aufnahmen des Interviews o.ä. im Projekt sind, dann sollte man sich überzeugen, dass diese stummgeschaltet sind, damit sie nicht mit exportiert werden.
Zum Export dient der Befehl “Projekt -> Exportieren -> Exportiere Projekt als Audio-Datei“. Ein Fenster erscheint, in dem man die Details bestimmen kann. Am wichtigsten sind:
Mono oder Stereo
Dateiformat (im allgemeinen empfiehlt sich ein unkomprimiertes Format wie WAV)
Sampleformat (für den Radio-Einsatz reichen im allgemeinen 16 Bit)
Rechts im Fenster sollte man drauf achten, dass bei Stereo-Beiträgen beide Kanäle der Master
-Spur aktiviert sind. Bei sehr langen Mono-Sendungen und knappem Speicherplatz kann es sinnvoll sein, nur einen Kanal zu exportieren, um Platz auf dem Datenträger (oder auch Datenvolumen beim Transfer) zu sparen. Allerdings sollte man sich vor dem Dateitransfer zu einem Sender vergewissern, dass das Monosignal dann im dortigen Audiosystem auf beiden Kanälen zu hören ist.
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Export-Fenster |
Mitunter kann es sich lohnen, beim Export mit Dithering zu arbeiten, um evtl. digitale Unsauberkeiten im Klang zu vermeiden. Dreieckiges Dithering liefert erfahrungsgemäß gute Ergebnisse.
Die exportierte WAV speichert Ardour standardmäßig als “export.wav“ in einen Extraordner “Export“ - wie oben im Fenster zu sehen. Bei Bedarf kann man sie hier noch vor dem Export oder später im Dateimanager anders benennen.
Beim Exportieren arbeitet Ardour recht zügig – fertig ist die sendefähige WAV-Datei.
Für den Online-Transfer kann es nötig sein, die WAV-Datei noch in das MP3-Format umzuformen (Ardour kann MP3-Dateien aus rechtlichen Gründen nicht direkt exportieren.) Sehr gut geeignet hierfür ist der Soundconverter. Dabei sollte man mit der Bit-Frequenz im Interesse des guten Klangs großzügig umgehen: mindestens 224 kBit/sek sollten es sein, noch besser sind 256 oder 320 kBit/sek. Mitunter gibt es darüber hinaus seitens der Sender die ausdrückliche Aufforderung, statt der variablen auf eine feste Bit-Frequenz zu schalten.
Bei einem Probehören einer aus Ardour exportierten WAV und der durch Soundconverter erzeugten MP3 durch zwei ARD-Toningenieure in ihrem Studio gab es keine Beanstandungen. Ardour dürfte also hinsichtlich seiner Klangqualität auch für die professionelle Radioarbeit ohne Einschränkung tauglich sein.
Ardour - Grundlagen
Soundsystem - Grundlagen zum Audiosystem
Tonstudio - Einführungsartikel
JACK - Einführungsartikel
JACK Audio Connection Kit - Ergänzung zu graphischen Werkzeugen rund um JACK
Asunder - graphisches Programm zum Auslesen von Audio-CDs
Audiodateien umwandeln - Grundlagenartikel über unterschiedliche Möglichkeiten, Audioformate umzuwandeln