Ubuntu 12.10 „Quantal Quetzal“
Ubuntu 12.04 „Precise Pangolin“
Ubuntu 11.10 „Oneiric Ocelot“
Die GNOME Shell
ist die aktuelle (dritte) Generation des GNOME Desktops. Sie definiert viele Interaktionen mit dem Desktop neu, wie Programme starten, Dokumente öffnen und vieles mehr. In den meisten Linux-Distributionen ersetzt sie ab GNOME 3.0 sowohl Funktionen des Fenstermanagers als auch das GNOME Panel. Sie kann auch Ersatz für das unter Ubuntu bereitgestellte Unity sein, das Compiz als Composite- und Fenstermanager einsetzt.
Für grafische Effekte kommt in der GNOME Shell das neue OpenGL-basierte Clutter-Framework
mutter
(mETACITY + CLutter) zum Einsatz.
Die Grafikkarte muss derzeit 3D-fähig sein. Bei der Verwendung der ATI- und Nvidia-Treiber kann es zu Problemen kommen. Für nicht 3D-fähige Hardware steht ein Ausweichmodus zur Verfügung, welcher vom Verhalten dem alten GNOME 2 Desktop ähnelt. In Zukunft wird die GNOME Shell vermutlich auch ohne 3D-Beschleunigung lauffähig sein.
Ab 11.10 Oneiric Ocelot ist die GNOME Shell in den offiziellen Paketquellen verfügbar.
Dazu installiert man [1] folgendes Paket:
gnome-shell (universe)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install gnome-shell
sudo aptitude install gnome-shell
Bis 10.10 Maverick Meerkat befindet sich dieses Paket ebenfalls in den offiziellen Paketquellen. Darin wird allerdings nur eine veraltete Vorschau-Version der GNOME Shell bereitgestellt, die sich nicht zum produktiven Einsatz eignet. Unter Natty Narwhal (11.04) muss stattdessen ein "Personal Package Archiv" (PPA) verwendet werden. Dies ist zwar nicht empfehlenswert, aber eine Anleitung ist im Archiv zu finden.
Die Bedienung der GNOME Shell gestaltet sich recht übersichtlich. Es gibt zwei Modi:
den Normalmodus und
den Übersichtsmodus (siehe Abbildung rechts).
In der Normalansicht wird am oberen Bildschirmrand einer Arbeitsfläche ein Panel angezeigt. Darauf finden sich:
Links: der "Aktivitäten"-Button und der Name des aktuell im Fokus liegenden Fensters
Mittig: der aktuelle Tag und die aktuelle Uhrzeit (ein Klick öffnet einen Kalender)
Rechts: der Benachrichtigungsbereich (Tray) und das Benutzermenü, welches den Namen des aktuell angemeldeten Benutzers trägt
Das Benutzermenü enthält folgende Befehle:
"Benutzerinformationen" - dort lassen sich Angaben über den Benutzer ändern
"Systemeinstellungen" - öffnet das Kontrollzentrum
"Bildschirm sperren"
"Benutzer wechseln" - kurzzeitig mit einer anderen Benutzerkennung arbeiten
"Abmelden" - Benutzer abmelden
"Bereitschaft" - Sitzung in den Ruhezustand versetzen. Im Kombination mit der Taste Alt : Ausschalten.
Ein Balken am unteren Bildschirmrand stellt eine Benachrichtigungsfunktion bereit. Er blendet sich bei neuen Nachrichten oder beim Überfahren mit der Maus ein und stellt Funktionen zur Interaktion mit Musikprogrammen, Chat, Wechseldatenträgern und Ähnlichem bereit.
Die Übersicht kann durch einen Druck auf die System-Taste (mit dem Windows-Logo), durch eine Bewegung des Mauszeigers in die linke obere Ecke oder durch einen Klick auf "Aktivitäten" geöffnet werden. Dadurch werden alle vorhandenen Arbeitsflächen neben- und untereinander dargestellt. Außerdem werden dabei alle Fenster gleichmäßig auf ihren jeweiligen Arbeitsflächen dargestellt.
Durch einen Klick auf eines der Fenster wechselt man wieder auf die entsprechende Arbeitsfläche und das angeklickte Fenster erhält den Fokus.
Neue Arbeitsflächen können durch Verschieben von Fenstern auf andere Arbeitsflächen hinzugefügt werden. Wird das letzte Fenster auf einer Arbeitsfläche geschlossen, so verschwindet diese wieder.
Links neben der Übersicht der Arbeitsflächen wird eine Seitenleiste angezeigt, die folgende Bereiche enthält:
Über das Eingabefeld lassen sich Anwendungen suchen. Die Ergebnisse werden sofort unterhalb des Eingabefeldes angezeigt, von wo aus die entsprechenden Anwendungen angeklickt oder auf eine Arbeitsfläche gezogen werden können. Dadurch wird die Anwendung gestartet.
Hier findet man die Symbole der favorisierten Anwendungen. Zu Beginn sind das nur vier:
Außerdem werden in diesem Bereich auch Symbole der aktuell geöffneten Programme angezeigt. Diese werden durch blau unterlegte Namen hervorgehoben.
Durch einen Rechtsklick () auf das Symbol einer Anwendung öffnet sich ein Kontextmenü, um die Anwendung aus den Favoriten zu entfernen. Das Kontextmenü einer geöffneten Anwendung enthält eine Auflistung aller Fenster dieser Anwendung. Zusätzlich ist es möglich, die Anwendung in die Favoriten aufzunehmen bzw. daraus zu entfernen und ein neues Fenster dieser Anwendung zu öffnen.
Favoriten können durch Anklicken oder Ziehen auf eine Arbeitsfläche gestartet werden.
Ein Klick auf "Anwendungen" öffnet das Anwendungsmenü. Auf der rechten Seite werden Kategorien angezeigt.
Auch bei der GNOME Shell kann durch
Alt +
F2 wie gewohnt eine Eingabezeile für Befehle an das System geöffnet werden. Das entsprechende Tastaturkürzel muss allerdings erst in den Einstellungen der "Tastatur" bei "Tastaturkürzel → System → Den „Befehl ausführen“-Dialog anzeigen", aktiviert werden.
Mit
Alt +
Tab ⇆ kann zwischen geöffneten verschiedenen Anwendungen gewechselt werden. Dabei werden die Anwendungen aller Arbeitsflächen angezeigt. Die Anwendungen einer anderen als der aktiven Arbeitsfläche werden durch einen senkrechten Trennstrich separiert. Auch werden die Fenster der gleichen Anwendung gruppiert. Um die Fenster innerhalb einer Gruppe zu wechseln, betätigt man einfach
Alt +
^ .
Mit Strg + Alt + ↑ sowie Strg + Alt + ↓ wechselt man zwischen den momentan vorhandenen Arbeitsflächen. Die aktuelle Anwendung wird durch Strg + Alt + ⇧ + ↑ bzw. Strg + Alt + ⇧ + ↓ auf die vorherige / nächste Arbeitsfläche verschoben. Im rechten Bereich des Übersichtmodus kann per Maus zwischen den Arbeitsflächen gewechselt werden. Ebenso kann dort die aktive Anwendung jeder Arbeitsfläche auf eine andere Arbeitsfläche verschoben werden.
Durch das Drücken der Tasten
Strg +
Alt +
Tab ⇆ öffnet sich eine Schaltfläche, mit welcher man zwischen den einzelnen Elementen der GNOME Shell wechseln kann, ohne die Maus zu benutzen. Wird die Funktion bei Anzeige des Desktops aufgerufen kann man das obere Panel auswählen; dann kann man z.B. das Nutzermenü erreichen und mit der Tastatur bedienen.
Benutzt man die Funktion im Übersichtsmodus der Shell so hat man ungleich mehr Auswahlmöglichkeiten. Dort kann man zwischen dem Dash (Dock an der linken Seite), der Suche, dem Anwendungsmenü etc auswählen.
Mit der Tastenkombination
Strg +
Alt +
⇧ +
R kann man die GNOME eigene Funktion zum Aufnehmen eines Bildschirmvideos aktivieren. Ist die Funktion aktiviert, wird ein roter Punkt in der rechten unteren Ecke des Bildschirms angezeigt. Betätigt man die selbe Tastenkombination ein zweites Mal, so wird die Aufnahme gestoppt. Danach kann man im Homeverzeichnis bzw. im Ordner ~/Videos eine WebM-Datei finden. Der Dateiname lautet shell-DATUM-NUMMER.webm oder auch Bildschirmaufzeichnung von xx.xx.xxxx XX:XX:XX.webm.
Um die GNOME Shell zu verwenden, wird eine 3D-fähige Grafikkarte benötigt. Um GNOME 3 ohne 3D-fähige Grafikkarte zu verwenden, steht der "Ausweichmodus" zur Verfügung. Dieser orientiert sich äußerlich stark an der Oberfläche von GNOME 2. Um den Ausweichmodus zu verwenden, muss beim Anmelden "GNOME Classic" oder "GNOME Classic No Effects" ausgewählt werden. Unter "Systemeinstellungen" kann man einstellen, ob der Ausweichmodus automatisch bei der Anmeldung verwendet wird.
Das Panel lässt sich im Ausweichmodus ähnlich wie unter GNOME 2 konfigurieren. Mit
Windows +
Alt + (rechte Maustaste) lässt sich das Kontextmenü des Panels aufrufen. Dort kann man wie gewohnt Applets (Mini-Anwendungen) hinzufügen.
Auch der Ausweichmodus lässt sich mit 3D-Effekten verwenden. Vor der Anmeldung muss als Sitzung "GNOME Classic" ausgewählt werden. Compiz Fusion ist unter Ubuntu 11.10 aufgrund der Integration in Unity bereits vorinstalliert. Emerald kann ebenfalls installiert und verwendet werden. Mit Hilfe des Fusion Icon kann Compiz als Fenstermanager ausgewählt werden.
Zur Konfiguration des GNOME 3 Desktops und der GNOME Shell stehen mehrere grafische Werkzeuge zur Verfügung. GNOME 3 ist noch relativ jung, daher werden einige dieser Werkzeuge in ihrem Funktionsumfang vermutlich noch deutlich ausgeweitet werden. Zur Veränderung des Aussehens gibt es mit GNOME-Themes einen eigenen Artikel.
Über das Menü in der oberen, rechten Bildschirmecke "(Benutzername) -> Systemeinstellungen" öffnet sich die Systemkonfiguration (siehe Abbildung). Weitere Informationen liefert der Artikel GNOME3 Systemeinstellungen.
Mit diesem Konfigurationsprogamm lassen sich erweiterte Einstellungen zum Verhalten und Aussehen der Shell vornehmen. Es lässt sich durch folgendes Paket [1] installieren:
gnome-tweak-tool (universe)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install gnome-tweak-tool
sudo aptitude install gnome-tweak-tool
Das Werkzeug lässt sich über "Anwendungen -> Erweiterte Einstellungen / gnome-tweak-tool" aufrufen und kann genutzt werden, um z.B. das GTK- oder Symbol-Thema zu ändern, alle Fenster-Bedienelemente anzeigen zu lassen (Minimieren, Maximieren, Schließen) oder Erweiterungen zu aktivieren / deaktivieren. Alternativ lässt sich die grafische Oberfläche auch über ein Terminal starten:
gnome-tweak-tool
Möchte man den GNOME 3 Desktop wie unter GNOME 2 verwenden (Ordner und Dateien ablegen, Laufwerke anzeigen lassen, Kontextmenü), so lässt sich dies mit dem GNOME Tweak Tool einstellen: "Filemanager -> Have Filemanager handle the Desktop".
Um weiter wie gewohnt Programmstarter auf dem Desktop zu erstellen kann man im Ordner ~/Vorlagen/ die Datei Neuer_Starter.desktop mit folgendem Inhalt anlegen
[Desktop Entry] Version=1.0 Encoding=UTF-8 Name=Neuer_Starter GenericName= Comment= Exec= Icon=/usr/share/icons/hicolor/scalable/apps/gnome-panel-launcher.svg Terminal=false Type=Application StartupNotify=false Name[de]=Neuer_Starter GenericName[de]= Comment[de]=
und über "Eigenschaften -> Zugriffsrechte" ausführbar machen. Jetzt kann man über "Rechtsklick -> Neues Dokument anlegen" die Starter-Vorlage auf dem Desktop einfügen und über "Rechtsklick -> Eigenschaften" Name, Icon und Befehl festlegen.
Der Funktionsumfang der GNOME Shell lässt sich über diverse Erweiterungen, Extensions genannt, individuell anpassen. Die Fülle der Möglichkeiten würde hier den Rahmen sprengen, Installation und Konfiguration der Erweiterungen ist unter GNOME Shell Extensions beschrieben.
Das Aussehen von GNOME 3.2 kann, wie in den älteren Versionen, über Designs verändert werden. Einige Designs bietet das "Personal Package Archiv" (PPA) von Webupd8.
Adresszeile zum Hinzufügen des PPAs:
ppa:webupd8team/themes
Zusätzliche Fremdquellen können das System gefährden.
Ein PPA unterstützt nicht zwangsläufig alle Ubuntu-Versionen. Weitere Informationen bietet die PPA-Beschreibung vom Benutzer/Team webupd8team.
Damit Pakete aus dem PPA genutzt werden können, müssen die Paketquellen neu eingelesen werden.
Nach der Aktivierung des PPA [4] und dem Aktualisieren der Paketquellen können die Designs installiert werden. Um Designs über das GNOME Tweak Tool zu aktivieren, muss noch folgende Erweiterung installiert und aktiviert werden.
Eine ausführlichere Anleitung findet sich auch unter GNOME-Themes.
Looking Glass ist die in die GNOME Shell integrierte JavaScript-Konsole und Inspektionswerkzeug. Um die JS-Konsole zu öffnen, öffnet man den "Ausführen-Dialog (
Alt +
F2 ) und gibt den Befehl
lg
ein. Um die Konsole zu verlassen drückt man
Esc .
Die Konsole beinhaltet fünf Unterkategorien:
JS-Evaluator
Fenster (Windows)
Fehler (Errors)
Speicher (Memory)
Erweiterungen (Extensions)
Außerdem wird in der linken oberen Ecke ein Icon dargestellt, welches einen Wähler (engl. Picker) für einzelne Elemente des Fenstermanagers zur Verfügung stellt.
Der Evalutor stellt einen JavaScript-Prompt zur Verfügung. Eine besondere Funktion der Befehlsaufforderung ist die Chronik lg
s, welche alle errechneten Werte speichert. Diese befindet sich im Dconf-Schlüssel /apps/gnome-shell/looking-glass-history und wird außerdem bei jedem Start der GNOME Shell geladen.
Looking Glass stellt dem Entwickler eine besondere Funktion zum Verlangsamen von Animationen zur Verfügung; diese ist sinnvoll, wenn man ein neues Animationsverhalten implementieren möchte.
Hier werden alle geöffneten Fenster angezeigt, darunter auch folgende Informationen:
Fenstertitel
Klassenname im Fenstermanager
Startdatei (.desktop)
Hier werden die Log-Nachrichten der GNOME Shell angezeigt; außerdem ihr Status (de-/ aktiviert), Webseite und Quelldateien der Erweiterung.
Unter diesem Punkt werden die installierten Erweiterungen angezeigt.
Lässt sich GNOME 3 nicht mehr starten, weil man unter "Systemeinstellungen -> Systeminformation -> Grafik -> Ausweichmodus erzwingen" aktiviert hat, geht man folgendermaßen vor:
Bei der Anmeldung die Sitzung "Recovery-Modus" auswählen
den Befehl gnome-shell
starten
die Einstellung über "Systemeinstellungen -> Systeminformation -> Grafik" deaktivieren
Strg + Alt + Entf (Neustart)
Bei der Anmeldung die Sitzung "GNOME" auswählen
Die Verwendung von Compiz mit der GNOME Shell führt zu einem Absturz der grafischen Oberfläche. Compiz und Emerald können nur verwendet werden, wenn als Sitzung "GNOME Classic" ausgewählt wird.
Aktiviert man das automatische Anmelden, so wird bei Ubuntu standardmäßig der Unity Desktop geladen. Möchte man dies zur GNOME Shell ändern, so gelingt das mit folgendem Befehl:
sudo /usr/lib/lightdm/lightdm-set-defaults -s gnome-shell
Möchte man wieder den Unity Desktop als Standard aktivieren, so geht dies mit:
sudo /usr/lib/lightdm/lightdm-set-defaults -s ubuntu
Bei Problemen gibt es die Möglichkeit, die Konfiguration der Shell auf den Ausgangszustand zurückzusetzen. Dazu führt man als Benutzer im Terminal [2] folgende Befehle im Homeverzeichnis aus:
Alte Einstellungen sichern:
mkdir ./.old-gnome-config/ && mv ./.gnome* ./.old-gnome-config/ && mv .gconf* ./.old-gnome-config/ && mv ./.metacity ./.old-gnome-config/ && mv ./.cache ./.old-gnome-config/ && mv ./.dbus ./.old-gnome-config/ && mv ./.dmrc ./.old-gnome-config/ && mv ./.mission-control ./.old-gnome-config/ && mv ./.thumbnails ./.old-gnome-config/ && mv ~/.config/dconf/* ./.old-gnome-config/
Zurücksetzen:
rm -r .gnome .gnome2 .gconf .gconfd .metacity .cache .dbus .dmrc .mission-control .thumbnails ~/.config/dconf/user ~.compiz*
Damit die Änderung sichtbar wird, muss man sich ab- und neu anmelden.
Git-Repository für Entwickler
GNOME 3 - offizielle Website
Ubuntu GNOME Shell Remix - inoffizielle Ubuntu-Distribution
Strategien zur GNOME 3 Vermeidung - Blogbeitrag 12/2011