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Datensicherung

Jeder, der mit elektronischen Medien arbeitet, sollte sich mit dem Thema Datensicherung auseinander setzen. Leider passiert es immer wieder, dass durch Hardwaredefekte, Systemfehler oder Unachtsamkeit (die häufigste Art) Daten unwiederbringlich verloren gehen. Durch eine regelmäßige Datensicherung kann der Totalverlust der Daten verhindert werden. Insbesondere vor tiefgreifenden Änderungen des Systems, wie z.B. dem Partitionieren, sollte eine Datensicherung Pflicht sein!

Begriffe

  • Vollsicherung: Sicherung des gesamten Datenbestands.

  • Differentielle Sicherung: Enthält alle Änderungen, die seit der letzten Vollsicherung erfolgt sind.

  • Inkrementelle Sicherung: Enthält alle Änderungen, die seit der letzten Sicherung (Vollsicherung oder inkrementelle Sicherung) erfolgt sind.

  • Images: Sicherungen ganzer Partitionen oder Festplatten

  • RAID-1: Festplattenverbund von zwei Festplatten zu einem logischen Laufwerk, bei dem alle Daten doppelt (redundant) vorhanden sind und man so vor Ausfall einer Festplatte geschützt ist. Es gibt verschiedenen RAID-Level, von denen aber RAID-0 ungeeignet ist. Achtung: ein RAID ersetzt keine Datensicherung.

Strategien

Folgende Fragen sollte sich jeder stellen, der sich mit der Sicherung seiner Daten befasst:

  • Was und woher: Was muss ich sichern und wo liegen diese Daten?

  • Wann: Wie oft soll eine Datensicherung vollzogen werden?

  • Wohin: Worauf soll ich meine Daten sichern?

Was und woher muss man sichern?

Folgende Angaben dienen lediglich als Richtschnur. Das Symbol ~/ steht für das eigene Homeverzeichnis. Alle mit ":thumbsup:" markierten Verzeichnisse zusammen reichen aus, um das System nach einem Totalausfall und einer Neuinstallation vollständig wieder einrichten zu können.

Achtung!

Sicherungen sollte man immer als root durchführen, da sonst Dateien von anderen Nutzern oder Systemdateien nicht mit gesichert werden.

1. Sicherung Systemdateien

Achtung!

Standardmäßig werden bei den meisten Kopiervorgängen der Besitzer und die Rechte von den Dateien nicht beibehalten, was aber gerade bei Systemdateien aus /etc sehr wichtig ist. Kommandozeilenbefehle haben daher spezielle Optionen, um die Rechte zu erhalten.

Was soll gesichert werden? Wo liegen diese Daten? Empfehlung/Bemerkung
1.1 Nur die Konfigurationsdateien des Systems /etc :thumbsup:
1.2 Das komplette Betriebssystem inkl. /home-Verzeichnis / (root)
1.3 Bei Servern: Speicherorte der Systemdienste zB: /var/www; /var/lib/mysql (:thumbsup:)

2. Persönliche Einstellungen

Achtung!

Viele Dateimanager kopieren versteckte Dateien nicht mit, daher muss man diese erst explizit anzeigen lassen.

Was soll gesichert werden? Wo liegen diese Daten? Empfehlung/Bemerkung
2.1 Alle Einstellungen von Programmen und des Desktops Versteckte Dateien und Unterverzeichnisse des /home -Ordners :thumbsup:
2.2 Paketliste zur einfachen Wiederherstellung der genutzten Programme siehe Weitere Tipps :thumbsup:
Nur Einstellungen des Desktops
2.3 KDE ~/.kde sind in 2.1 enthalten
2.4 GNOME ~/.gnome2, ~/.gnome2-private

3. Persönliche Daten

Diese Daten liegen teilweise zerstreut auf dem Rechner. Ein Großteil der persönlichen Daten liegt im Homeverzeichnis des jeweiligen Users in den Verzeichnissen .config, .gconf und .local. Weitere Daten sind oft direkt im Homeverzeichnis unter .ANWENDUNGSNAME (z.B. ~/.mplayer bei MPlayer) zu finden.

Hier eine Liste von ausgewählten Anwendungen und ihren dazugehörigen Daten (Bitte weitere Anwendungen hinzufügen):

Anwendung (Daten) Wo liegen diese Daten? Empfehlung/Bemerkung
3.1 Persönliche Dateien im Ordner /home Alle nicht versteckten Dateien und Verzeichnisse :thumbsup:
3.2 Persönliche Dateien auf anderen Partitionen andere Orte :thumbsup:
3.3 Linuxspiele (Spielstände) /var/games :thumbsup:
3.4 Kmail (E-Mails) ~/.kde/share/apps/kmail sind in 2.1 enthalten
3.5 Konqueror (Lesezeichen) ~/.kde/share/apps/konqueror/bookmarks.xml
3.6 Kaddressbook (E-Mail-Adressen) ~/.local/share/contacts (Standard-Adressbuch "Persönliche Kontakte")
3.7 Evolution (E-Mails) ~/.local/share/evolution/ (früher ~/.evolution)
3.8 Thunderbird (E-Mails) ~/.thunderbird oder ~/.mozilla-thunderbird
3.9 Unter Wine installierte Programme ~/.wine
3.10 Firefox ~/.mozilla/firefox
3.11a LibreOffice (Writer-Vorlagen) ~/.libreoffice/3/user/template
3.11b OpenOffice (Writer-Vorlagen) ~/.openoffice.org/3/user/template
3.12 Pidgin ~/.purple
3.13 Tomboy ~/.config/tomboy und ~/.local/share/tomboy
3.14 Skype ~/.Skype/skypeBenutzername

Wann soll ich sichern?

  • vor Änderungen am System (größere Updates, Desktopwechsel, Partitionierung, ...)

  • nach individuellen Bedürfnissen (alte Festplatte, komische Geräusche, ...)

  • nach Wichtigkeit der Daten (je wichtiger desto öfter)

Wohin mit den Daten?

Diese Frage hängt in erster Linie von der zu sichernden Datenmenge ab. Es gilt jedoch, am besten nicht auf die selbe Festplatte, auf der die Daten bereits liegen. Um einen kurzen Überblick zu bekommen, wie groß die Verzeichnisse /etc und /home sind kann man folgende Zeile in ein Terminalfenster kopieren und ausführen:

du -sh /home /etc 
Medium Kapazität Haltbarkeit Anmerkung
CD 700 MiB 1 - 10 Jahre (qualitätsabhängig) Brennen auf CD, DVD, DVD-RAM oder Blu-ray Disc (BD) dauert relativ lange, ein Brennfehler kann eventuell das ganze Medium unbenutzbar machen (gilt nicht für DVD-RAM). Die Benutzung von dvdisaster kann hier zusätzliche Sicherheit bringen.
DVD 4,38 GiB 1 - 10 Jahre (qualitätsabhängig)
DVD-RAM 4,38 - 8,75 GiB 10 - 20 Jahre (qualitätsabhängig)
Blu-ray Disc (BD) 25/50/100/128 GiB unbekannt
Band ab 40 GiB mind. 30 Jahre teuer, häufig im professionellen Bereich eingesetzt
zweite oder externe Festplatte beliebig ab 5 Jahre
  • Externe (portable) Medien sind schnell und können sicher untergebracht werden.

  • Externe Festplatten mit FireWire-, eSATA- oder USB3.0- Anschluss bringen im Vergleich zu USB 2.0 nochmals Geschwindigkeitsvorteile.

  • Die Haltbarkeit einer Festplatte ist stark von deren Nutzung abhängig. Sie kann im Optimalfall bis zu 30 Jahre betragen; sehr häufiges Ein- und Ausschalten reduziert iA. die Lebensdauer.

  • Vorteil: billigster Datenträger bei hoher Kapazität, Nachteil: empfindlich gegen starke Stöße (mechanische Beschädigung)

Solid-State-Drive (SSD) (Flash-Laufwerke) beliebig ca. 10 Jahre (oder mehr, dzt. keine Erfahrungen) Die Lebensdauer ist qualitätsabhängig, Flashmedien müssen regelmäßig "refreshed" werden, dh. sie sollten spätestens alle 3 Jahre in Betrieb genommen werden. Bei SSDs erledigt das Refreshen üblicherweise der Controller, andere Medien sollten neu mit denselben Daten (inkl. Dateisystem!) beschrieben werden.
andere Flash-Medien: USB-Stick, CF-Karte, sonstige Speicherkarten beliebig 3-10 Jahre
in eine Cloud bis 5 GiB frei, darüber fallen Kosten an von Anbieter bzw. Vertrag abhängig einfach, jedoch muss Zeit in das Thema Sicherheit bzw. Verschlüsselung investiert werden. Außerdem dauert der Upload bei großen Datenmengen je nach Internetverbindung sehr lange.

Achtung!

Zu beachten ist, dass auf Windowsdateisystemen (FAT, NTFS) sowie CD/DVD keine Rechte oder Besitzer gespeichert werden. In diesem Fall sollte man die Sicherung in ein Archiv legen, welches Rechte unterstützt (z.B. tar)

Generell sollten Archivmedien jährlich auf eventuelle Fehler geprüft werden. Bei Langzeitarchivierung sollte man sich Gedanken über den technologischen Fortschritt machen: Werden die Medien noch unterstützt (Schnittstellen, Formate), werden Dateiformate noch unterstützt? Ggf. muss man umkopieren bzw. Dateien in ein aktuelles Format bringen.

Abschließend Backup kontrollieren

Nach dem Backup sollte man dieses überprüfen.

  • Wurden alle Dateien kopiert (auch versteckte)?

  • Stimmen die Rechte?

  • Lässt sich das Backup wieder herstellen?

Achtung!

Letzterer Punkt stellt sich immer wieder als Schwachpunkt vieler Backup-Strategien heraus. Man sollte immer daran denken, dass man eine Wiederherstellung der Daten haben will und kein Backup, welches nicht mehr zurück gespielt werden kann!

Weitere Tipps

  • Automatische Liste der installierten Programme erstellen, so dass man nach einer Neuinstallation die gewohnten Programme mit einem Klick nachinstallieren kann:

  • Vor der Sicherung des kompletten /home-Verzeichnisses:

    • Papierkorb leeren

    • Vorschaubilder löschen (Verzeichnis ~/.thumbnails leeren)

    • Email Postfächer komprimieren/aufräumen (Thunderbird, Evolution)

    • Doubletten und mehrfach vorhandenen Dateien löschen (z.B. mit DupeGuru oder fslint)

    • ggf. Browsercache leeren

Programme

Grafisch

  • air-imager - grafische Oberfläche für dd

  • Back In Time (nutzt rsync) - Einfache Datensicherung für GNOME und KDE, Dateimanager mit dem man in der Zeit zurück gehen kann

  • Conduit - Abgleichen bzw. Synchronisieren von Informationen und Daten

  • Déjà Dup (nutzt duplicity) - Ein-Knopf und automatische differenzielle Datensicherung vom eigenen Homeverzeichnis, Sicherung auf entfernte Server möglich, Ein-Knopf-Wiederherstellung nur komplett. Ab Ubuntu 11.10 ohne Installation einfach über "Systemsteuerung -> Datensicherung" aufrufbar.

  • DarGUI {en} - Grafische Oberfläche für dar

  • flyback {en} - graphisches Backuptool, angelehnt an Apples Time Machine

  • FreeFileSync - einfaches Programm zur Synchronisation von zwei Partitionen oder Verzeichnissen

  • FullSync - plattformübergreifendes Java-Programm

  • grsync (rsync Frontend) - Sicherungskopien und Datenabgleich auch mit verschiedenen Aufgaben (Sessions oder Profile) möglich

  • KDar {en} - KDE Oberfläche für dar

  • Lucky Backup {en} - Komplexes Datensicherungsprogramm basierend auf rsync. Konfigurier- und skriptbar, arbeitet mit Profilen.

  • persy - Daten lokal oder auf einen Server mittels GIT sichern

  • Pybackpack - differenzielle Datensicherung

  • qt4-fsarchiver - Grafische Oberfläche für fsarchiver zum Sichern und Wiederherstellen von Partitionen, Verzeichnissen und MBR

  • sbackup - Sicherungskopien von Systemkonfiguration und Benutzerdaten - automatische Erstellung von Sicherungskopien leicht gemacht

  • Synkron - Plattformübergreifendes Programm zur Synchronisation von zwei oder mehr Ordnern

  • Time Drive {en} (nutzt duplicity) - Automatische Backups mit Browser für gemachte Sicherungen

  • Unison - 2-Wege-Synchronisation

Zentrale Backupserver, die viele Clients sichern können:

Sicherung auf eine autonom bootbare Live-CD/DVD:

  • remastersys - Erstellt ein installierbares Live-Image des aktuellen Systems mit /home Verzeichnis (backup) oder zur Weitergabe (dist).

Wiki/Icons/terminal.png

Kommandozeilenprogramme

  • BoxBackup {en} - Netzwerk-Backup mit verschlüsselter Übertragung der Sicherungsdaten

  • csync {en} - siehe ownCloud Nutzung

  • dar - Disk ARchiver für die Kommandozeile

  • dd - Bitgenaues Kopieren von Festplatten, Partitionen oder Dateien (für erfahrene Anwender)

  • dirvish - ein auf rsync und SSH aufsetzendes Programm zur Datensicherung

  • duplicity {en} - Verschlüsselte Übertragung der Sicherungsdaten auf Basis des rsync-Algorithmus. Offiziell immer noch im Beta-Status. Durch .tar.gpg format: langsam bei Wiederherstellung, keine Prüfsummen, Daten von verschlüsseltem .tar-Stream und langen Inkrement-Ketten abhängig: Ein Bitfehler kann große Teile des Backups unbrauchbar machen.

  • fsarchiver - Programm zur Sicherung von Partitionen und Verzeichnissen auf Dateiebene

  • partimage - "Images" von Partitionen anfertigen - gut zur vollständigen Sicherung einer Installation

  • rbackup {en} - Alternative zu rsnapshot, welche das rdiff-backup Skript verwendet

  • rsnapshot - Sicherungskopien mit RSnapshot - Erstellt automatisiert Schnappschüsse (Hardlinks oder Dateikopien)

  • rsync - Sicherungskopien mit rsync - Sicherung mit dem Klassiker aus der Kommandozeile

  • rdiff-backup {en} - Erzeugt vollständige Spiegel-Sicherung mit speichereffizienten reverse-diffs für ältere Versionen. Dateisystemunabhängig und bandbreiteneffizient.

  • storeBackup {de} {en} - Spiegel-Sicherung (normales Dateisystem), Snapshotverzeichnisse, Kompression (wahlweise bzw. nach Analyse), Prüfsummen (Konsistenzprüfung Backup), kleine Deltas bei großen Dateien, erkennt identische (umbenannte, kopierte, verschobene) Dateien. Offenes Format, Rücksicherung ohne storeBackup möglich. Replikation von Backups (Kopie der Backups) sowie offline Sicherung für Reisen.

Mittels Live-CD

  • Clonezilla {en} - Werkzeug zum Sichern/Wiederherstellen kompletter Partitionen oder Festplatten

  • Parted Magic Live-CD, die VisParted und einige hilfreiche Partitionierungsprogramme enthält

  • SystemRescueCD - Linux-System mit Datensicherungs-, Datenrettungsprogrammen und verschiedenen Systemwerkzeugen auf einer bootfähigen CD oder einem USB-Stick

  • qt4-fsarchiver {de} - Live-CD auf der Basis von Ubuntu 11.10 oder 12.04 (englisch oder deutsch). Enthält qt4-fsarchiver zum Sichern und Wiederherstellen von Partitionen, Verzeichnissen, MBR sowie weitere Datenrettungsprogramme und verschiedene Systemwerkzeuge auf einer bootfähigen CD.

  • G4L - Ghost 4 Linux, Festplattenimage erstellen

  • Redo Backup and Recovery {en} - Live-CD zum Sichern und Wiederherstellen. Enthält einen Webbrowser und Dateimanager.

Skripte

Sonstiges

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