Ubuntu 10.04 „Lucid Lynx“
Ubuntu 8.04 „Hardy Heron“
MySQL
ist eine leistungsfähige Datenbank-Serveranwendung. Die Firma MySQL AB, welche hinter der Entwicklung der Datenbank steht, wurde im Jahr 2008 von Sun übernommen und ist seit der Übernahme von Sun durch Oracle nun dieser Firma zugehörig.
MySQL erfreut sich in der (Linux-)Community einer sehr großen Beliebtheit und wird sehr häufig für Webanwendungen zusammen mit dem Webserver Apache und PHP eingesetzt. Viele Projekte und Software wie z.B. OpenStreetMap oder TYPO3 verwenden MySQL als Datenbank. Auch Inyoka, die Software von ubuntuusers.de, auf der auch dieses Wiki läuft, setzt eine MySQL-Datenbank zur Speicherung der Daten ein.
Die MySQL-Datenbank gibt es in einer freien Community-Variante (welche über die Ubuntu-Quellen verfügbar ist) und einer kostenpflichtigen Enterprise-Variante. Von der Leistungsfähigkeit unterscheiden sich die beiden Varianten nur marginal, der Hauptunterschied liegt in der Geschwindigkeit und Häufigkeit, mit der Updates und Service-Packs angeboten werden, sowie in der Verfügbarkeit von kommerziellem Support. MySQL ist neben Linux auch für Windows, MacOS, FreeBSD, Solaris und weitere Betriebssysteme verfügbar .
MySQL kann direkt aus den Paketquellen von Ubuntu installiert werden. Dazu muss nur das Paket
mysql-server
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install mysql-server
sudo aptitude install mysql-server
aus der Paketverwaltung heraus installiert [1] werden. Unter Hardy erhält man dabei Version 5.0 installiert, unter Lucid Version 5.1 und mit Precise Version 5.5.
Wer eine datenbankbasierte Webanwendung mit PHP 5 und MySQL aufsetzen möchte (z.B. ein CMS oder eine Bildergalerie), benötigt noch das Paket:
php5-mysql
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install php5-mysql
sudo aptitude install php5-mysql
MySQL wird über die Datei /etc/mysql/my.cnf konfiguriert, es müssen hier aber üblicherweise keine Änderungen vorgenommen werden. Mittels eines Editors [4] kann man die Datei editieren und ein paar interessante Funktionen aktivieren bzw. Einstellungen vornehmen. Die wichtigsten Optionen sollen hier kurz vorgestellt werden.
MySQL speichert die Datenbanken im Verzeichnis /var/lib/mysql ab. Möchte man einen anderen Pfad definieren, so kann man dies über die Option
datadir = /var/lib/mysql
eintragen. Dabei ist zu beachten, dass die Daten dem Benutzer bzw. der Gruppe "mysql" gehören sollten, damit der MySQL-Server dort auch schreiben darf. Mehr zum Thema Benutzer und Gruppen im Artikel Benutzer und Gruppen.
Lässt sich der MySQL-Server danach nicht mehr starten, liegt es wahrscheinlich an den Profil-Einstellungen von AppArmor. Wird das Datenbankverzeichnis in der Konfigurationsdatei geändert, aber nicht im AppArmor-Profil angepasst, kann MySQL nicht mehr auf alle Datenbanken bzw. auf Teile von bestehenden Datenbanken zugreifen. Es wird dann z.B. folgender Fehler gemeldet:
mysqlshow
mysqlshow: Cannot list databases: Can't read dir of '.' (errno: 13)
Oder wenn man per auf der MySQL-Kommandozeile angemeldet ist:
show databases;
ERROR 1018 (HY000): Can't read dir of '.' (errno: 13)
Dieser Fehler wirkt sich auch auf PHPmyAdmin aus. Dort wird im linken sowie im rechten Fenster immer nur "Keine Datenbanken" angezeigt.
Abhilfe schafft die Anpassung des Ordners in der Datei /etc/apparmor.d/usr.sbin.mysqld:
... /var/lib/mysql/ r, /var/lib/mysql/** rwk, ...
und ein Neustart von AppArmor.
Nach der Installation ist der MySQL-Server so konfiguriert, dass er nur vom localhost - also vom lokalen Rechner aus - erreichbar ist. Soll der Server über das Netzwerk ansprechbar sein, so kann man in /etc/mysql/my.cnf die interne IP-Adresse des Servers eintragen:
# Instead of skip-networking the default is now to listen only on # localhost which is more compatible and is not less secure. bind-address = 192.168.0.10
So ist der MySQL-Server z.B. auch von anderen Rechnern aus dem LAN ansprechbar. Per Voreinstellung ist MySQL über den Port 3306 erreichbar. Dieser kann auch in der Konfigurationsdatei geändert werden.
Wenn von allen Netzwerk-Interfaces zugegriffen werden soll, so muss bind-address mit "bind-address = " oder mit "bind-address = 0.0.0.0" konfiguriert werden. Alternativ kann der bind-address Eintrag auch auskommentiert werden.
Weiterhin muss in den Benutzerrechten pro Benutzer hinterlegt werden, ob dieser sich über das Netzwerk anmelden darf. Weitere Hinweise hierzu findet man im MySQL Handbuch .
Hier wird nur ein kurzer Einblick in die Bedienung von MySQL gegeben. Eine sehr umfangreiche Dokumentation steht in Form des Referenzhandbuchs online zur Verfügung.
Bei der Installation des Servers wird automatisch ein "root"-Account angelegt. Dabei ist zu beachten, dass die Benutzerverwaltung von MySQL nichts mit den lokalen Benutzern des Linux-Systems zu tun hat. MySQL verwaltet seine Benutzer selber. Bei der Installation des MySQL-Servers ab Ubuntu 8.04 wird nach dem Passwort für den Datenbank-Administrator "root" gefragt, bei älteren Ubuntu-Versionen bleibt das Passwort leer.
Eventuell ist es daher sinnvoll, für den "root"-Benutzer ein Passwort zu setzen. Dies sollte auf jeden Fall gemacht werden, wenn z.B. phpMyAdmin installiert wird und so der MySQL-Server aus dem Netz bedienbar gemacht wird.
mysqladmin -u root -p password "WUNSCHPASSWORT"
Dann wird nach einem Passwort gefragt. Da noch keines hinterlegt ist, kann man hier einfach ohne Eingabe mit ⏎ bestätigen. Auf diesem Weg kann man auch ein bestehendes Passwort ändern.
Ubuntu legt noch einen weiteren Benutzer an: "debian-sys-maint". Mit Hilfe dieses MySQL-Benutzers startet und stoppt Ubuntu den SQL-Server und führt weitere Wartungs-Aufgaben durch. Der Zugang ist Passwort-geschützt. Ubuntu vergibt ein voreingestelltes Passwort, das in der Datei /etc/mysql/debian.cnf im Klartext abgelegt wird. Für administrative Aufgaben kann man daher auch den Benutzer "debian-sys-maint" verwenden mit:
mysql -u debian-sys-maint -p
In /etc/mysql/debian.cnf befinden sich zwei identische Einträge für das Passwort: z. B. password = n4aSHUP04s1J32X5
.
Hat man das Passwort für den Benutzer "root" vergessen, kann man mit Hilfe des Benutzers "debian-sys-maint" das Passwort zurücksetzen und neu vergeben. Einfach wie oben beschrieben als User "debian-sys-maint" am MySQL-Server anmelden und die folgende Befehlssequenz am MySQL-Prompt mysql>
eingeben:
update mysql.user set Password=password('MyNewPass') where User='root'; flush privileges; quit;
Erscheint beim (Neu-)Start des MySQL-Servers folgende Fehlermeldung:
sudo /etc/init.d/mysql restart # bis Karmic sudo service mysql restart # ab Lucid
* Stopping MySQL database server mysqld [fail] * Starting MySQL database server mysqld [ OK ] /usr/bin/mysql-admin: connect to server at 'localhost' failed error: 'Access denied for user 'debian-sys-maint'@'localhost' (using password: YES)'
muss man das Passwort für den Benutzer debian-sys-maint neu setzen. Dies kann der Fall sein, wenn Ubuntu während eines Upgrades des Pakets mysql-server das Passwort für debian-sys-maint überschreibt. In diesem Fall als Benutzer "root" am SQL-Server anmelden und nachfolgende Befehlssequenz am MYSQL-Prompt mysql>
eingeben. Dabei newpassword
durch den Passwort-Eintrag in der Datei /etc/mysql/debian.cnf ersetzen.
grant all privileges on *.* to 'debian-sys-maint'@'localhost' identified by 'newpassword' with grant option; flush privileges; quit;
Zum Erstellen einer neuen Datenbank meldet man sich zuerst als Datenbank-Administrator an:
mysql -u root -p
Am MySQL-Prompt mysql>
werden folgende Befehle benötigt:
Datenbank erstellen (in der Praxis entspricht dieser Name häufig dem der gewünschten Anwendung):
create database datenbankname; use mysql;
Wenn die Datenbank im Rahmen eines LAMP-Servers eingesetzt werden soll (Kennwort ersetzen!):
grant usage on *.* to www-data@localhost identified by ‘Kennwort’;
Zugriffe auf Datenbank für Benutzer www-data
erlauben:
grant all privileges on datenbankname.* to www-data@localhost; flush privileges;
Abmelden mit:
quit;
Alternativ kann exit;
benutzt werden.
MySQL kennt verschiedene Tabellenarten, die sogenannten Storage Engines . Diese haben jeweils spezifische Vor- und Nachteile. Die Art der Tabelle kann beim Anlegen über die Option
ENGINE=
festgelegt werden. Innerhalb einer Datenbank können verschiedene Tabellen gemischt werden.
MyISAM ist die Standardtabellenart von MySQL und - sofern nicht explizit anders angegeben - per Voreinstellung genutzt. MyISAM-Tabellen haben grundsätzlich keine Größenbeschränkung und gelten besonders bei häufigen SELECT
- und INSERT
-Operationen als sehr effizient und schnell. Allerdings sind MyISAM-Tabellen nicht transaktionssicher und unterstützen keine Fremdschlüssel (sogenannte "Constraints").
Im Gegensatz zu den MyISAM-Tabellen sind InnoDB-Tabellen transaktionssicher und unterstützen Fremdschlüssel. Ist die Datenkonsistenz sehr wichtig, so wird in der Regel InnoDB als Engine eingesetzt.
Wie oben bereits erwähnt, unterstützt MySQL noch eine Anzahl weitere Tabellenarten, wobei MyISAM und InnoDB sicherlich die am häufigsten eingesetzten sind. Erwähnenswert sind noch Tabellen auf Basis der "Memory-Engine". Diese werden komplett im RAM des Servers gehalten und sind dadurch natürlich entsprechend schnell. Memory-Tabellen werden bevorzugt für temporäre Tabellen eingesetzt oder für Tabellenkopien mit häufigen Zugriffen, auf die nur lesend zugegriffen wird.
Wie alle anderen Dienste bringt MySQL-Start/Stop-Skripte mit. Diese Skripte lassen sich natürlich auch zum Kontrollieren des Servers gebrauchen. Aus einem Terminal [3] heraus kann man mit
# Allgemein sudo /etc/init.d/mysql {start|stop|restart|reload|force-reload|status} # bis Karmic sudo service mysql {start|stop|restart|reload|force-reload|status} # ab Lucid # Beispiel sudo /etc/init.d/mysql reload # bis Karmic sudo service mysql reload # ab Lucid
den Server steuern. Die einzelnen Optionen dabei bedeuten:
start
- Startet den MySQL-Server
stop
- Stoppt den Server
restart
- Startet den Server neu, bestehende Verbindungen auf den Server werden gekappt
reload
- Lädt die Konfigurationsdateien neu, ohne dass Verbindungen getrennt werden
force-reload
- Lädt die Konfigurationsdateien neu, auch wenn dabei Verbindungen verloren gehen
status
- Zeigt Status-Informationen und den Zustand des MySQL-Servers an
Mehr dazu im Wiki unter Dienste.
Für die einwandfreie Funktion von MySQL ist es entscheidend, dass der Daemon stets korrekt heruntergefahren und nicht bspw. bei einem Neustart des Systems abgeschossen wird. Wenn man ihn nur gelegentlich zu Entwicklerzwecken braucht, sollte man deshalb am besten nicht - wie in Dienste beschrieben - mit dem Kommando update-rc.d
alle Start- und Stop-Links aus den Runleveln entfernen, sondern nur den Startlink aus dem Runlevel 2:
sudo rm /etc/rc2.d/S20mysql
Dadurch wird der Dienst beim Shutdown immer korrekt heruntergefahren, auch wenn man vergessen hat, dass er noch läuft. Ab Ubuntu 10.04 Lucid Lynx verhindert ein # vor dem Eintrag start on
in etc/init/mysql.conf den automatischen Start:
#start on ...
Hat man kritische, und/oder sensible, Daten in der Datenbank, ist es - wie üblich - ratsam, regelmäßig ein Backup der Daten zu machen. Dazu gibt es unterschiedliche Möglichkeiten wie etwa die direkte Kopie der Daten, das Auslesen der Datenbanken und Speichern des Inhalts aber auch den Aufbau von Redundanzen (Replikation). Details zum Thema sind im Artikel MySQL/Backup näher beschrieben.
Es gibt eine Reihe von graphischen Benutzeroberflächen, die den Umgang mit MySQL erleichtern. Mehr Informationen findet man im Artikel MySQL/Werkzeuge.
MySQL - Wikipedia
vergessenes Root-Passwort zurücksetzen
Pro-Linux-Buchvorstellung: »High Performance MySQL« Optimierung, Backups, Replikation und Lastverteilung (06/2009)
MySQL Workbench - Modellierung, Planung und Wartung von (MySQL) Datenbanken