Dieser Artikel ist größtenteils für alle Ubuntu-Versionen gültig.
Unter Linux, d.h. mit dem Kernel, werden bereits alle notwendigen Treiber für die verschiedenen Hardwarekomponenten eines Rechners mitgeliefert. Dadurch hat man von Anfang an ein voll einsetzbares Betriebssystem. Dennoch kann es vorkommen, dass beim Rechnerstart (Booten) oder dem späteren Arbeiten mit dem System Probleme auftreten. Die Hintergründe dafür können vielfältig sein: Zu neue Hardware, nicht oder schlecht implementierte BIOS-Funktionen, Programmfehler... Aus diesem Grund hat man die Möglichkeit, über Bootoptionen bereits beim Start des Systems bestimmte Funktionen oder Treiber zu beeinflussen.
Dieser Artikel beschreibt die Erläuterung ausgewählter Bootoptionen. Wie die Optionen angewandt werden, wird im Abschnitt Bootoptionen eintragen erklärt.
Sollen Bootoptionen bei einem installierten System dauerhaft angewendet werden, müssen diese im Bootmanager GRUB 2 fest verankert werden. Konkret handelt es sich dabei um die Datei /etc/default/grub.
In den folgenden Tabellen werden u.a. Kurzbezeichnungen genutzt, die über eine Liste von Computer-Abkürzungen nachgeschlagen werden können.
Gliederung:
Häufig genutzte Bootoptionen ist eine Auflistung von Optionen, die bei allgemeinen Problemen hilfreich sind.
Optionen für Bootmeldungen listet spezielle Optionen, auf die die Kernelmeldungen betreffen.
Weitere Bootoptionen listet sonstige Bootoptionen auf.
Debian Bootoptionen listet einige wenige Optionen auf, da dieser Installationsassistent bei manchen Ubuntu-Live-Medien zum Einsatz kommt.
Diese Liste stellt Bootoptionen vor, die bei den meisten Problemen helfen.
Wie die Optionen angewandt werden, wird im Abschnitt Bootoptionen eintragen erklärt.
Auswahl von Bootoptionen lt. kernel.org ![]() | ||
Option | Komponente bzw. Zweck | Beschreibung |
nomodeset | Grafik, Mode-Setting | Gibt den Video-Modus wieder an den XServer ab. Ab Kernel 2.6.28 wurde der Video-Modus der Grafikkarten vom XServer in den Kernel verlagert. Dadurch wurde es möglich, dass ein hochauflösender "Boot Splash" (siehe Plymouth) flackerfrei angezeigt werden kann. Bei einigen Karten bleibt dieser "Boot Splash" hängen oder endet in einem schwarzen Bildschirm. Dieses Verhalten tritt z.B. bei nVidia-Karten und dem "nouveau"-Treiber auf - nach Installation des proprietären nVidia-Treibers kann diese Option oft wieder entfernt werden. |
xforcevesa | Grafik | Der XServer (graphische Oberfläche) wird unabhängig von der verwendeten Hardware nur für VESA konfiguriert. |
all_generic_ide | Kernel | Beim Booten werden die generischen IDE-Treiber für alle Geräte verwendet, die vom BIOS erkannt wurden. |
nodmraid | Software-RAID deaktivieren | Es kann vorkommen, dass die Installationsroutine keinen Datenträger findet. Um diesen Umstand zu beheben, kann man beim Booten bereits RAID deaktivieren. Oder man deinstalliert direkt im Live-System in einem Terminal [2] das Paket dmraid . sudo apt-get purge dmraid |
acpi=off | Hardware[3], ACPI, X86 | acpi=off sollte ganz zuletzt und nur zur Installation genutzt werden. Das komplette ACPI wird deaktiviert, d.h. auch wichtige Teile wie z.B. die Lüftersteuerung werden abgeschaltet, und es kann zur Überhitzung und einem "Kernelpanic" führen. |
acpi_osi= acpi_osi="Linux" | Hardware, ACPI | Löscht die Liste der unterstützten Betriebssysteme bzw. setzt sie, z.B. "Linux" oder auch "Windows 2007". Diese Option bezieht sich auf BIOS-Änderungen, die speziell für Windows (meist Vista) vorgenommen, aber fehlerhaft implementiert wurden. Z.B. beim Asus Eee PC: LCD Hintergrundbeleuchtung, Lüfterkontrolle, Temperatursensor ... |
Seit der Einführung von Plymouth wird die Anzeige von Kernelmeldungen hinter einem Bild versteckt. Diese Optionen machen die Anzeige wieder sichtbar und steuern die Ausgabe.
Wie die Optionen angewandt werden, wird im Abschnitt Bootoptionen eintragen erklärt.
Auswahl von Bootoptionen lt. kernel.org ![]() | ||
Option | Komponente bzw. Zweck | Beschreibung |
splash nosplash noplymouth | "Boot Splash" | Seit der Einführung von Plymouth muss der "Boot Splash" mit noplymouth (anstatt nosplash ) abgeschaltet werden. Möchte man die Kernelmeldungen beim Ladeprozess mitverfolgen, dann muss zusätzlich quiet entfernt werden. |
quiet | Kernel | quiet =still: unterdrückt die Log-Meldungen des Kernels. Löscht man diese Option, bekommt man den gesamten Startverlauf angezeigt und kann besser Hinweise auf weitere Problemfälle identifizieren. Seit Plymouth arbeitet diese Option mit splash zusammen, d.h. man sollte beim Entfernen dieser Option auch noplymouth einsetzen. |
BOOT_DEBUG=2 BOOT_DEBUG=3 | Boot | Debug-Modus für die Fehlersuche beim Startvorgang einschalten. |
debug debug=vc | Boot | Erzeugt sehr viele Debug-Informationen, die unter /run/initramfs/initramfs.debug abgelegt werden.debug=vc : Leitet alle Debug-Informationen auf eine virtuelle Konsole um. |
text textonly | Boot | Bootet in die Konsole und der XServer bleibt außen vor - interaktiver Modus mit Netzwerk. |
Wie die Optionen angewandt werden, wird im Abschnitt Bootoptionen eintragen erklärt.
Auswahl von Bootoptionen lt. kernel.org ![]() | ||
Option | Komponente bzw. Zweck | Beschreibung |
ro | Boot, Kernel | Hängt das root= -Device während des Bootens mit "nur lesen" (ro) ein. |
root= | Boot, Kernel | Definiert das root -Device, z.B. root=UUID=, root=/dev/... |
noacpi | X86, ACPI, IRQ | Das IRQ-Routing bzw. das Suchen nach PCI-Anschlüssen wird für ACPI unterbunden. Diese Option kann bei einem älteren BIOS hilfreich sein. |
acpi=force acpi=noirq acpi=copy_dsdt | Hardware, ACPI, X86 | force : Zwangsweises aktivieren - hilfreich bei einem BIOS-Datum vor 2000, bei denen ACPI abgeschaltet istnoirq : ACPI für das IRQ-Routing abschalten copy_dsdt : kopiert die DSDT in den RAM, hilfreich bei Toshiba-Notebooks |
acpi_backlight=vendor | ACPI | Spezifischen Herstellertreiber für die Hintergrundbeleuchtung bei LCDs nutzen. |
nolapic | X86-32, APIC, IRQ | Das lokale APIC wird abgeschaltet. In Kombination mit noacpi beeinflusst es die Tastatur- und Maussteuerung, sowie den Schlafmodus. Hilfreich bei Notebooks mit 32-bit-Systemarchitektur. |
nolapic-timer | X86-32, APIC, IRQ | Deaktiviert den lokalen APIC-Timer, um Instabilitäten durch den Timer zu umgehen, der Rest von APIC bleibt voll funktionsfähig. Hilfreich bei Notebooks mit 32-bit-Systemarchitektur, da das Energiemanagement funktional bleibt. |
edd=on | EDD | "Enhanced Disk Drive Services" ist ein Standard, der wichtige BIOS-Funktionen zum Verwenden von Laufwerken beschreibt: ATA-/IDE-/SCSI- ... |
vt.handoff=7 | Virtuelles Terminal | Ebenfalls mit Plymouth wurde diese Option eingeführt. Sie verweist auf das virtuelle Terminal (hier 7), in der der XServer gestartet und der Plymouth-Hintergrund erzeugt wird. |
single | Kernel | Dabei wird der Kernel im Einbenutzer-Modus (single mode) gestartet, bei Ubuntu ist das die Wiederherstellungskonsole (Rettungskonsole). |
treibername.blacklist=yes sdhci.blacklist=yes | Deaktiviert bestimmte Treiber | Oft kommt es vor, dass ein bestimmter Treiber beim Booten der Live-CD oder auch der Alternate-CD große Probleme macht und das System an genau dieser Stelle hängen bleibt. Das Laden dieses Treibers kann man durch Blacklist-Option verhindern, wie hier am Beispiel des sdhci-Treibers gezeigt. |
agp=off agp=try_unsupported | Grafik, AGP | AGP ist eine ältere Anschlussnorm auf PC-Mainboards zur direkten Verbindung der Grafikkarte mit dem Chipsatz/Northbridge. Sie basiert technologisch auf dem PCI-Bus. |
apm=off | APM | APM ist ein Standard zur Energieverbrauchssteuerung und wurde bei neuen PCs durch ACPI abgelöst. |
bootchart=disable | Boot | Deaktiviert den manuell installierten Boot-Chart. |
elevator=deadline | Block Device | Dadurch wird für alle Blockgeräte: der "Deadline Scheduler" statt des "Completely Fair Schedulers" verwendet - kann bei SSD-Festplatten nützlich sein - siehe auch SSD[6] bzw. deadline-iosched.txt ![]() |
gpt | EFI | Erzwingt das Auswerten der Partitionstabelle als gültige GPT. Der Datenträger hat zwar die GPT-Signatur "EFI PART", aber der "Protective MBR" enthält ungültige Werte. |
noefi | EFI, X86 | Deaktiviert die Unterstützung für den EFI-Runtime-Service (efivars). |
hpet=force | X86-32, HPET | Erzwingt die Aktivierung des HPET-Timers. Hilfreichzumm Energiesparen bei Laptops, dessen BIOS den "High Precision Event Timer" vor dem Betriebssystem verstecken, z.B. IBM Thinkpad X31. |
ht=on | SMP, Multicore[5] | Hyper-Threading (mehrere CPUs) einschalten - wird bei der Installation von Ubuntu in seltenen Fällen nicht automatisch aktiviert. |
irqpoll | Hardware, IRQ | IRQ ist eine Unterbrechungsanforderung per Leitung an den Prozessor. Polling ist das Verfahren zur Steuerung des Zugriffs auf angeschlossene Geräte. |
md= | RAID | oder raid= , siehe dazu die raid/md.txt ![]() |
noapic | SMP, IRQ, Multicore | Deaktiviert die automatische Erkennung von APIC (IRQ-Verwaltung). |
nosmp | SMP, Multicore | Deaktiviert die Unterstützung für Multicore-CPUs. |
maxcpu= | SMP, Multicore | Über diese Option kann man bestimmen, wie viele Kerne das System benutzen soll, z.B. bei maxcpus=1 nur einen Kern. |
pci= pci=noacpi pci=nomsi pci=routeirq | PCI, PCIE ... | Beeinflusst verschiedene PCI-Subsysteme:noacpi : Schaltet die ACPI-Erkennung während der PCI-Konfiguration aus, hilfreich bei manchen VIA-Chipsätzen nomsi : Schaltet "Message Signaled Interrupts" ab, hilfreich bei Problemen mit dem SATA-Controller auf neueren Mainboards routeirq : IRQ-Autorouting einschalten, hilfreich für einige Mainboards, z.B. Asus A7N8X. |
pcie_aspm=force | PCIE | Erzwingt "Active State Power Management" bei PCI Express (ab Kernel 2.6.38). |
processor.max_cstate=3 | Hardware | Umgeht das Problem des C4-Fiepens. |
ramdisk_size= | RAM, ramdisk | Größe der RAM-Disk, ein virtueller, temporärer Datenträger im Arbeitsspeicher. |
rootdelay= | Boot | Bestimmt, wie lange (in Sekunden) mit dem Einhängen von / (root) gewartet wird, siehe dazu kernel-parameters.txt ![]() |
video= | Framebuffer | Video-Support/Bildschirmauflösung, siehe dazu framebuffer/modedb.txt ![]() |
vga=... | Boot, X86-32 | Spezielle Lösungen für Grafikkarten Spezielle Video-Modi für das Terminal einstellen, siehe auch boot.txt ![]() ![]() |
vmalloc= | Kernel, Boot | Angaben von nnK/M/G - Bei einigen 32 Bit-Systemen können keine Treiber aus Mangel an virtuellem Adressraum geladen werden. Fehlermeldung:allocation failed: out of vmalloc space ...Durch Angabe von z.B. 128M kann dieser Adressraum im RAM verkleinert/vergrößert werden. |
Einige spezielle Optionen zum Debian-Installer lt. Debian-Dokumentation ![]() | |
Option | Beschreibung |
debian-installer/language=de | Aktiviert die deutsche Sprachunterstützung |
keyboard-configuration/layout=de | Aktiviert das deutsche Tastaturlayout |
debian-installer/framebuffer=false | Deaktiviert den Framebuffer, hilfreich bei Fehlermeldung mit bogl-bterm, schwarzem Bildschirm oder Einfrieren. |
debian-installer/probe/usb=false | Unterbindet die Suche nach USB-Geräten (für den Fall, dass es damit Probleme gibt). |
netcfg/disable_dhcp=true | Verhindert, dass DHCP verwendet wird, wenn es einen DHCP-Server im Netzwerk gibt, man ihn aber nicht verwenden möchte. |
Die Bootoptionen werden beim Starten des Betriebssystems an den Kernel übergeben. Je nachdem, ob man von einem Live-Medium (USB-Stick, CD, DVD) oder von einem installierten System bootet, ist der Eintrag anders vorzunehmen.
Zur Bootzeit steht nur die amerikanische Tastaturbelegung zur Verfügung. Folgende Tabelle zeigt, wie man die entsprechenden Zeichen eingeben kann.
Zeichen | Auf deutscher Tastatur: |
= | ⇧ + ` (Links neben der Rückschritttaste) |
- (Bindestrich/Minus) | ß |
_ (Unterstrich) | ⇧ + ß |
z | Y |
y | Z |
Weitere Zeichen können dem Bild Amerikanische Tastatur entnommen werden.
![]() | ![]() |
BIOS-Live Auswahlbildschirm F6 | BIOS-Live Bearbeitungs-Modus |
Um in den Auswahlbildschirm zu gelangen, muss im Startbildschirm eine Taste betätigt werden, Danach wird nebenstehendes Bild angezeigt.
Im Auswahlbildschirm hat man neben der Sprachauswahl und der Tastaturbelegung nun die Möglichkeit über F6 die Bootoptionen aufzurufen:
Die komplette Kernelzeile wird dabei eingeblendet und ein weiteres Auswahlmenü mit den wichtigsten Optionen öffnet sich.
Angesteuert werden diese Optionen mit ↑ + ↓ und aktiviert/deaktiviert werden sie mit oder ⏎ . Geschlossen wird dieses Menü mit Esc .
Die Kernelzeile bleibt weiterhin eingeblendet und lässt sich um weitere, individuelle Optionen ergänzen. Hier navigiert man wieder mit ← + → und löscht bzw. ergänzt diese Optionsliste. Sollte die Zeile am Ende zwei -- enthalten, so trägt man die gewünschte(n) Option(en) vor diesen zwei Bindestrichen ein. Alle Angaben, auch die Bindestriche, müssen durch ein Leerzeichen voneinander getrennt werden.
Gestartet wird der so modifizierte Kernel (Ubuntu ausprobieren, Ubuntu installieren) mit ⏎ .
![]() | ![]() |
GRUB-Auswahlmenü | GRUB-Bearbeitungs-Modus E |
Bei einem einem installierten Ubuntu sowie einem Live-Medium im EFI-Modus bekommt man immer ein GRUB-Auswahlmenü angezeigt. Sollte das GRUB-Menü nicht oder nur sehr kurz angezeigt werden, so kann man dieses durch Drücken von ⇧ während des Boot-Vorgangs erzwingen.
Anwählen des zu bearbeitenden Eintrags mit ↑ + ↓
Öffnen des Bearbeitungs-Modus durch Eingabe von E
Mit den Pfeiltasten Steuert man die Zeile an, die mit dem Wort „linux ...“ oder „kernel ...“ beginnt. Wie im Bild zu sehen, erstreckt sich diese Kernel-Zeile meist über zwei Monitorzeilen, das Ende der Kernel-Zeile endet normalerweise mit den Bootoptionen „quiet splash“ oder „quiet“. Weitere Optionen können, durch ein Leerzeichen getrennt, einfach angefügt werden.
Der so geänderte Kernel kann nun direkt mit Strg + X gestartet werden, dazu darf man den Bearbeitungs-Modus nicht verlassen.
Mehr Informationen zum Bearbeitungsmodus findet man im Artikel GRUB 2/Shell.
Beim Booten mitgegebene Optionen kann man sich auch im laufenden System über das Terminal anzeigen lassen:
cat /proc/cmdline
Neben dem geladenen Boot-Image werden auch alle Optionen aufgeführt. Beispiel:
Installiertes Kubuntu 10.04.4; Kernel 2.6.32
BOOT_IMAGE=/boot/vmlinuz-2.6.32-43-generic root=UUID=1847456f-c740-48ac-bff9-198f2591c90c ro quiet splash
System Artikelübersicht zu Systemstart und -ende
GRUB 2 - Übersicht zum Bootmanager
Bootvorgang - Der Bootvorgang eines Computers
Firmware Test Suite - "Gesundheitscheck" des BIOS/UEFI und dessen Interaktion mit dem Kernel
Wiederherstellungmodus - Die Root-Shell zum Reparieren eines Ubuntus
Plymouth - Der grafische "Boot Splash"