Ubuntu 12.04 „Precise Pangolin“
ASEPRITE
(ehemals Allegro Sprite Editor) ist ein freies Bildbearbeitungsprogramm, das schwerpunktmäßig für das Erstellen und Bearbeiten von Sprites und Pixel-Art entwickelt wird. Solche Grafiken sind mitunter aus alten Point-and-Click-Adventures und Action-Rollenspielen bekannt. Sie werden auch heute noch in aktuellen Adaptionen dieses Genres wie z.B. POWDER
oder bei Spielen wie OpenTTD und Battle For Wesnoth zur Spiele-Entwicklung eingesetzt.
Das Programm schließt mit seiner pixeligen Oberfläche an das Aussehen alter Bildbearbeitungsprogramme wie Deluxe Paint an, die zu ihrer Zeit verbreitet für das Erstellen von Spielegrafiken eingesetzt wurden. Optisch sollte das allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass ASEPRITE eine aktuelle und aktiv entwickelte Software ist, die eine umfangreiche Werkzeugpalette, Ebenen und 2D-Animationen bereitstellt.
Derzeit ist ASEPRITE ebenso wie die noch recht spärliche Dokumentation lediglich in englischer Sprache verfügbar.
Das Programm ist nicht in den offiziellen Paketquellen von Ubuntu enthalten und muss entweder aus einer Fremdquelle installiert oder selbst aus dem Quelltext kompiliert werden.
PlayDeb bietet eine Fremdquelle für das Programm an. Nach dem Einbinden der Fremdquelle und dem Aktualisieren der Paketquellen kann man folgendes Paket installieren[1]:
aseprite (PlayDeb)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install aseprite
sudo aptitude install aseprite
Zusätzliche Fremdquellen können das System gefährden.
Für das Kompilieren[2] des Quelltextes müssen einige Pakete installiert werden, um die notwendigen Abhängigkeiten aufzulösen:
cmake
build-essential
libx11-dev
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install cmake build-essential libx11-dev
sudo aptitude install cmake build-essential libx11-dev
Den Quelltext kann man im Downloadbereich der Projektseite herunterladen.
Es werden zwei Quelltextarchive angeboten - einmal mit und einmal ohne zusätzliche Bibliotheken. Es wird das Archiv mit den zusätzlichen Bibliotheken benötigt! ASEPRITE verwendet einige gepatchte Bibliotheken, die nicht verlinkt, sondern direkt in die ausführbare Datei des Programms kompiliert werden. Die nötigen Dateien sind freundlicherweise im Download enthalten.
Das heruntergeladene Quelltextarchiv entpacken[3] und in das neu entstandene Verzeichnis wechseln. Für das Konfigurieren und Kompilieren wird CMake[4] verwendet, das in diesem Fall für Linux mit folgendem Parameter aufgerufen werden muss[5].
cmake .. -G "Unix Makefiles"
Eine Installationsregel über make install
ist für diesen Quelltext nicht definiert. Um eine Installation an der Paketverwaltung vorbei in die Linux-Verzeichnisstruktur zu vermeiden, kann man einfach die kompilierte, ausführbare Datei build/src/aseprite und die Verzeichnisse data/und docs/ zusammen in einem beliebigen Ordner im Benutzerverzeichnis ablegen. Das Programm kann dann über die ausführbare Datei gestartet werden:
~/PFAD/ZUM/PROGRAMM/aseprite
Weitere Informationen sind in der README.md dokumentiert.
Um einen Menü-Eintrag[6] zu erstellen, kann die Datei ~/.local/share/applications/aseprite.desktop mit einem Editor[7] anlegt und mit folgendem Inhalt gespeichert werden (Pfadangaben bitte entsprechend anpassen):
[Desktop Entry] Version=1.0 Name=ASEPRITE Comment=Animated sprite editor & pixel art tool Exec=/home/BENUTZERNAME/Programme/aseprite-0.9.2/aseprite Terminal=false Type=Application Icon=/home/BENUTZERNAME/aseprite-0-9.2/data/icons/ase16.png Categories=Graphics MimeType=image/bmp;image/gif;image/jpeg;image/png;image/x-pcx;image/x-tga;image/vnd.microsoft.icon;video/x-flic;
Sollte die Symbolgröße von 16x16px für das Startmenü bzw. einen Anwendungsstarter nicht ausreichend sein, liegen im gleichen Verzeichnis noch Icons in den Größen 32x32px, 48x48px und 64x64px.
Beim ersten Start legt das Programm die Datei ~/.asepriterc mit der Standardkonfiguration im Homeverzeichnis an. Die Einstellungen, die man in der grafischen Oberfläche vornimmt, werden dort beim Verlassen des Programms gespeichert. Ebenso kann man diese Datei auch mit einem Texteditor bearbeiten (einige Einstellungen können derzeit ausschließlich über diese Konfigurationsdatei vorgenommen werden). Beim nächsten Programmstart werden diese Einstellungen übernommen.
Die Tastenkürzel und Menüs sind in der Datei data/gui.xml definiert und können ebenfalls problemlos mit einem Texteditor geändert werden.
Das Standardthema für das Aussehen der Oberfläche liegt in data/skins/default/* und kann auch angepasst werden.
In der Menüleiste ist eine Schnellübersicht unter "Help → Quick Reference" eingetragen. Das Programm sucht dafür nach der Datei docs/quickref.pdf, die aber im Quelltext nur als docs/quickref.odt vorliegt. Entweder muss man diese Datei mit LibreOffice als PDF exportieren oder die Schnellübersicht direkt als PDF von der Projektseite herunterladen und an die passende Stelle kopieren.
Wer das Programm unbedingt in deutscher Sprache haben möchte, kann die Beschriftungen der Oberflächenelemente in den XML-Definitionen (data/widgets/*.xml) ändern. Die Schnellreferenz dann bitte auch übersetzen, das Ganze an diesen Artikel anhängen sowie dem Entwickler zukommen lassen.
Im Prinzip entspricht ASEPRITE anderen Bildbearbeitungsprogrammen und verfügt über ähnliche Dialoge und Werkzeuge, deren Einstellungen individuell angepasst werden können. In der Werkzeugleiste verbergen sich hinter den meisten Symbolen weitere Werkzeuge, die über einen einfachen Linksklick auf das Symbol in einem Menü sichtbar und auswählbar werden.
Ebenen werden unterstützt, allerdings werden in der Statusleiste lediglich mit Buchstaben gekennzeichnete Schaltflächen angezeigt, um die Ebenen auszuwählen. Möchte man eine Ebene ausblenden, für die Bearbeitung sperren oder in der Hierarchie neu anordnen, kann man das im Animations-Editor machen, in dem auch die tatsächlichen Namen der Ebenen angezeigt werden. Der Dialog des Animation-Editors dient also gleichzeitig zum Verwalten von Bildsequenzen und Ebenen.
Ungewöhnlich für ein Bildbearbeitungsprogramm ist die Möglichkeit, das Bearbeitungsfenster horizontal und vertikal zu teilen (auch mehrfach), was eher für die Ansichten in 3D-Programmen bekannt ist. Damit kann man Bilddateien gleichzeitig in verschiedenen Größen bearbeiten, bei hoher Zoomstufe verschiedene Bildbereiche für Farbauswahl oder Vorlage verwenden, oder zwei unterschiedliche Bilddateien neben-/übereinander anzeigen lassen.
ASEPRITE verwendet für Farbpaletten leider nicht das gleiche textbasierte Format, das von GIMP, Inkscape oder Krita eingesetzt wird. Stattdessen kommt das binäre IFF-Color-Map-Format zum Einsatz, das im Prinzip auch innerhalb von GIF-Bilder zur Definition der indizierten Farbpalette benutzt wird. Damit lassen sich benutzerdefinierte Farbpaletten leider nicht in einem einfachen Textformat erstellen und einbinden. Allerdings generiert das Programm beim Öffnen eines vorhandenen Bildes automatisch eine passende Farbpalette, die sich als Datei mit der Endung .COL speichern lässt.
Zum Erzeugen einer benutzerdefinierten Farbpalette z.B. aus einer GIMP-Palette kann man ein Bildschirmfoto des Farbpaletteneditors in GIMP machen, dieses Bildschirmfoto in ASEPRITE öffnen und die generierte Palette wieder speichern.
Das Programm verwendet einen internen Scaler, der die Auflösung innerhalb des Programms künstlich reduziert. Dadurch wird ein Pixel größer dargestellt als es eigentlich ist. Das soll einerseits dem angestrebten Aussehen der Programmoberfläche zuträglich sein und ermöglicht darüber hinaus die meist sehr kleinen Sprites unabhängig von der Zoomstufe für die Bearbeitung größer darzustellen. Standardmäßig ist für diesen Scaler ein Wert von "2" gesetzt - sprich ein Pixel wird als 4 dargestellt (horizontal wie vertikal: doppelte Größe).
Diese Funktion ist nicht zwingend notwendig und führt zu einer unverhältnismäßig hohen CPU-Auslastung des XServers sowie Verzögerungen der Programmoberfläche. In Kombination mit 3D-Beschleunigung des Desktops, insbesondere Compiz, sogar bis zur Unbenutzbarkeit des Programms.
Um diesen Scaler zu deaktivieren, muss man in der Konfigurationsdatei ~./asepriterc den Eintrag:
ScreenScale = 2
ändern in:
ScreenScale = 1