Ubuntu 12.04 „Precise Pangolin“
Ubuntu 10.04 „Lucid Lynx“
Bluetooth ist eine Nahfeld-Funktechnik, die meist zur Kommunikation mit tragbaren Geräten, wie z.B. Mobiltelefonen, dient. Auch externe Peripheriegeräte wie Tastaturen, Zeigegeräte (Computer-Mäuse), Sprechsätze (Headsets) oder Kopfhörer können angebunden werden. Die notwendige Funkschnittstelle ist bei diesen Geräten bereits eingebaut. Beim Computer lässt sie sich durch einen USB-Stick (Bluetooth-Dongle) nachrüsten.
In einer GNOME-Standardinstallation ist Bluetooth bereits über das Benachrichtigungsfeld im Panel installiert.
Sollte das nicht der Fall sein oder unter anderen Umgebungen wäre dieser Artikel von Interesse.
In dieser Anleitung geht es nur um die grundsätzliche Einrichtung der Verbindung. Einzelne Anwendungen werden in separaten Artikeln besprochen.
Folgende Pakete müssen für ein korrektes Funktionieren von Bluetooth installiert sein [1]:
bluez-utils
libopenobex1
bluez-gnome (optional, wenn man die GUI von GNOME/Xfce nutzen möchte) )
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install bluez-utils libopenobex1 bluez-gnome
sudo aptitude install bluez-utils libopenobex1 bluez-gnome
Vereinzelt werden USB-Sticks vom Computer nicht erkannt oder interne Funkschnittstellen sind defekt. Im Terminal [3] kann mit dem Befehl
lsusb | grep Bluetooth
festgestellt werden, ob Bluetooth-Geräte am USB-Bus vorhanden sind. Dabei werden auch nähere Informationen zum Gerät angezeigt. Zum Beispiel sieht die Ausgabe der betreffenden Zeile so aus:
Bus 003 Device 004: ID 1310:0001 Roper Class 1 Bluetooth Dongle
Gelegentlich fehlt auch der geeignnet Treiber, siehe dazu Linux-backports-modules
Nach der Installation muss der Bluetooth-Dienst evtl. neu gestartet werden. Dies geschieht im Terminal [3] mit dem Befehl
sudo /etc/init.d/bluetooth restart
bzw. mit
sudo service bluetooth restart
Sind die Pakete installiert, wird beim Einstecken des Bluetooth-USB-Sticks normalerweise automatisch das hcid
(Host Controller Interface Device) gestartet. Dieses dient als Schnittstelle zum Bluetooth-Gerät.
Informationen über das Bluetooth-Gerät erhält man mit dem Befehl
hciconfig --all
Die Option --all
sorgt dabei für eine erweiterte Informationsausgabe. Zum Beispiel sieht die Ausgabe so aus:
hci0: Type: USB BD Address: 00:0B:0D:33:8E:12 ACL MTU: 120:20 SCO MTU: 64:0 UP RUNNING PSCAN ISCAN RX bytes:834 acl:21 sco:0 events:51 errors:0 TX bytes:2926 acl:39 sco:0 commands:18 errors:0 Features: 0xff 0xff 0x05 0x38 0x18 0x18 0x00 0x00 Packet type: DM1 DM3 DM5 DH1 DH3 DH5 HV1 HV2 HV3 Link policy: RSWITCH HOLD SNIFF PARK Link mode: SLAVE ACCEPT Name: 'konidesktop-0' Class: 0x100100 Service Classes: Device Class: Computer, Uncategorized HCI Ver: 1.2 (0x2) HCI Rev: 0x0 LMP Ver: 1.2 (0x2) LMP Subver: 0x757 Manufacturer: Silicon Wave (11)
Von besonderem Interesse sind hier die BD-Hardware-Adresse in der zweiten Zeile sowie der Name und die Klasse (Class
). Der Name wird automatisch vergeben und ist mit dem Namen des Computers identisch (bis auf das angehängte -0
). Die Klasse gibt an, welche Geräteart mit diesem Bluetooth-Anschluss verbunden ist.
Beim Mobiltelefon muss man nun die Bluetooth-Menüpunkte durchgehen - diese sind bei jedem Gerät woanders untergebracht. Besonders wichtig ist, dass es auf "Sichtbar" eingestellt wird. Außerdem kann ein Name vergeben werden, der nachher bei der Verbindung angezeigt wird. Bei einigen Telefonen kann man sich auch die verfügbaren Dienste anzeigen lassen.
Wenn man diese Einstellungen vorgenommen hat und Bluetooth am Mobilgerät eingeschaltet ist, kann man am Computer im Terminal mit dem folgenden Befehl nach verfügbaren Mobilgeräten suchen:
hcitool scan
Nun werden alle gefundenen Geräte (außer dem PC, der die Anfrage gestartet hat) mit ihrer Hardware-Adresse und dem Namen angezeigt. Das sieht beispielsweise so aus:
Scanning ... 00:0E:07:73:3C:B1 K700i
Die Hardware-Adresse des Mobilgerätes ist dementsprechend eine andere als die des USB-Dongles.
Der Begriff Pairing (Paarung) bezeichnet die (permanente) Bindung zweier Geräte aneinander. Bei Verbindungen über Bluetooth oder andere Funktechniken ist es sehr sinnvoll, wenn sich die Geräte bei jeder Verbindung automatisch identifizieren. Damit zwei Geräte aneinander gebunden werden können, müssen sie zunächst einander bekannt gemacht werden. Dies geschieht bei Bluetooth-Verbindungen durch eine gemeinsame sog. PIN. Diese Nummer muss bei der ersten Kontaktaufnahme bei allen beteiligten Geräten kurz nacheinander eingegeben werden. Die Nummer ist in der Konfigurationsdatei pin angegeben.
Nach dieser Eingabe wartet die Bluetooth-Schnittstelle des Rechners auf eine Anfrage zum Pairing. Diese Anfrage kann man nun z.B. vom Mobiltelefon aus einleiten, indem man es nach neuen Bluetooth-Partnern suchen lässt und nach erfolgreicher Suche einen beliebigen PIN eingibt (sobald man von dem Gerät dazu aufgefordert wurde). Bekommt der Rechner nun eine Anfrage, so erscheint ein entsprechender Hinweis und ein (blinkendes) Bluetooth-Symbol in der Panel-Leiste (siehe Bild). Das Bluetooth-Symbol muss man nun anklicken. Daraufhin wird man zur Eingabe der PIN aufgefordert. Nach Eingabe der gleichen, vierstelligen PIN auf dem Mobiltelefon und am Rechner sind die Geräte aneinander gebunden. Die Datenübertragung ist nun möglich.
Sollte das Pairing fehlschlagen (Fehlermeldung des Mobiltelefons und es erscheint kein Fenster für den Schlüssel auf dem Desktop), so muss man unter GNOME bzw. Xfce ggf. das Bluetooth-Applet von Hand starten:
bluetooth-applet
Möchte man auf einem Dual-Boot System ein Bluetooth Gerät verwenden muss das Pairing üblicherweise beim Wechsel des Betriebssystems jedes mal erneut durchgeführt werden. Das liegt daran das während des Pairings ein zufälliger Schlüssel generiert wird der zusätzlich zur BD-Hardware-Adresse für die Authentifizierung notwendig ist. Die Schlüssel werden in der Datei /var/lib/bluetooth/XX:XX:XX:XX:XX:XX/linkkeys gespeichert. Dabei ist XX:XX:XX:XX:XX:XX die BD-Hardware-Adresse des Bluetooth-Empfängers am eigenen Rechner. Die Datei enthält für jedes Bluetooth Gerät mit dem ein Pairing durchgeführt wurde eine eigene Zeile. Das Bluetooth Gerät selbst behält sich normalerweise nur die letzte BD-Hardware-Adresse und den dazugehörigen Schlüssel des letzten erfolgreichen Pairings.
Um ein erneutes Pairing zu vermeiden muss man also den Schlüssel auf dem System auslesen werden bei dem das letzte Pairing durchgeführt wurde und diesen in die entsprechende Zeile der linkkeys Datei eintragen.
Sieht die Datei linkkeys auf dem System bei dem das letzte Pairing durchgeführt wurde so aus
1 2 3 | usera@System-A:~$ sudo cat /var/lib/bluetooth/11:22:33:44:55:66/linkkeys
01:23:45:67:89:AB 0123456789ABCDEF0123456789ABCDEF 0 4
FE:DC:BA:98:76:54 FEDCBA9876543210FEDCBA9876543210 4 0
|
und möchte man das Gerät mit der BD-Hardware-Adresse 01:23:45:67:89:AB auch auf dem System-B ohne erneutes Pairing benutzen. So muss der auf System-B gespeicherte Schlüssel
1 2 3 | userb@System-B:~$ sudo cat /var/lib/bluetooth/11:22:33:44:55:66/linkkeys
01:23:45:67:89:AB 83A9238C75A8676F7DB976F310A29F23 0 4
FE:DC:BA:98:76:54 8458F987265E985A29857C2857A3857A 4 0
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entsprechend angepasst werden
1 2 3 | userb@System-B:~$ sudo cat /var/lib/bluetooth/11:22:33:44:55:66/linkkeys
01:23:45:67:89:AB 0123456789ABCDEF0123456789ABCDEF 0 4
FE:DC:BA:98:76:54 8458F987265E985A29857C2857A3857A 4 0
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Eine kurze Anleitung in Englisch für den Austausch des Schlüssels für ein Windows/Linux Dual-Boot-System findet man hier http://nullroute.eu.org/~grawity/bluetooth-key-sharing.html
Wer nicht möchte, dass Bluetooth bei jedem Systemstart aktiviert wird, kann dies mit rfkill tun. Dazu sollte man folgenden Befehl in seine /etc/rc.local einfügen:
rfkill block bluetooth
Dadurch kann Bluetooth später einfach über das Applet wieder aktiviert werden.
Mit der Installation von bluez-utils werden unter /etc/bluetooth mit drei Konfigurationsdateien angelegt. Hier müssen einige kleine Einstellungen vorgenommen werden. Dazu benötigt man Root-Rechte.
Die "Pin" ist nichts weiter als eine Zahl, die zur Identifikation dient. Beim ersten Kontakt zwischen PC und Mobilgerät wird diese Zahl abgefragt und die beiden Geräte dadurch aneinander gebunden (pairing). Die Voreinstellung lautet hier 1234
, dies kann jedoch beliebig geändert werden. Die Pin findet sich in der Datei hcid.conf:
# Default PIN code for incoming connections passkey "1234";
Die Datei hcid.conf (in neuen Versionen auch main.conf) ist die zentrale Konfigurationsdatei für Bluetooth. Besonders wichtig ist im unteren Bereich der Eintrag class
. Dieser sollte bei einem Mobiltelefon auf
class 0x100100;
eingestellt sein. Ansonsten muss man hier eigentlich keine Änderungen vornehmen.
Sollte es Probleme beim sog. "Pairing" mit dem Mobiltelefon oder anderen Geräten geben, empfiehlt es sich hier den Eintrag
pin_helper = /usr/bin/bluez-pin
auf
pin_helper = /usr/bin/bluepin
abzuändern.
Einige Programme benötigen zur Kommunikation eine serielle Schnittstelle. Diese wird bei Bluetooth mit rfcomm
zur Verfügung gestellt. Damit lassen sich dem Mobiltelefon Modembefehle senden. Dies wird z.B. benötigt, wenn man den Akkustand abfragen oder über GPRS ins Internet gehen will. Bei der Einrichtung wird das Mobilgerät mittels seiner Hardwareadresse an ein rfcomm-device gebunden. Evtl. muss dabei auch ein Kanal angegeben werden. Wie dies genau funktioniert, wird in der jeweiligen Anleitung für die entsprechende Software erklärt.
Die Datei rfcomm.conf enthält diejenigen rfcomm-devices, die beim Systemstart schon eingerichtet werden sollen. Ein recht gutes Beispiel ist bereits in der Datei gegeben.
Nähere Informationen zum Umgang mit rfcomm sind in der rfcomm-manpage erhältlich.
In Ubuntu 9.04 Jaunty Jackalope werden die rfcomm-Devices unter dem Standard-Kernel nicht mit den richtigen Rechten erzeugt. Abhilfe schafft ein Patch, der bereits in den Backports vorhanden ist: 374782
SDP (Service Discovery Protocol) dient zur Abfrage der auf dem entfernten Gerät verfügbaren Dienste (Bluetooth Profile). Welche Dienste das Gerät anbietet, lässt sich mit dem Befehl
sdptool browse
auslesen. Verwendet man mehrere Bluetooth-Geräte, gibt man nach dem Befehl und einem Leerzeichen noch die Hardware-Adresse des gewünschten Gerätes an. Ansonsten werden alle Geräte ausgelesen. Die Liste kann unter Umständen recht lang sein und einige Dienste enthalten. Hier wird exemplarisch einer herausgegriffen:
Service Name: OBEX File Transfer Service RecHandle: 0x1000d Service Class ID List: "OBEX File Transfer" (0x1106) Protocol Descriptor List: "L2CAP" (0x0100) "RFCOMM" (0x0003) Channel: 7 "OBEX" (0x0008) Profile Descriptor List: "OBEX File Transfer" (0x1106) Version: 0x0100
Wichtig sind hier der Name des Dienstes und der Kanal, über den er läuft. Jeder Dienst läuft über einen anderen Kanal und bietet eine andere Funktion an. Der hier aufgeführte OBEX File Transfer
ist für das "Herunterladen" von Dateien vom Mobiltelefon zuständig. Dies kann entweder per Kommandozeile oder mit einem Programm wie KDEBluetooth geschehen. Dabei wird oft der Kanal 7 verwendet, möglich ist aber z.B. auch Kanal 11 bei Geräten der eSerie von Nokia.
Es gibt zahlreiche Programme, die Kommunikation, Datenaustausch, Synchronisation und mehr zwischen mobilen Geräten und dem Rechner über die Bluetooth-Schnittstelle ermöglichen. Diese sind im Artikel Anwendungen für Mobilgeräte zusammengefasst. Auch stationäre Computer können per Bluetooth verbunden werden.
Datenaustausch mit ObexFTP und der Bash - Artikel LinuxUser 08/2006
Telefonauskunft - Artikel LinuxUser 07/2005
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