Ubuntu 10.04 „Lucid Lynx“
Ubuntu 8.04 „Hardy Heron“
Dieser Artikel erfordert mehr Erfahrung im Umgang mit Linux und ist daher nur für fortgeschrittene Benutzer gedacht.
DAViCal
(ehemals "Really Simple CalDAV Store" bzw. RSCDS) ist ein Kalenderserver, welcher das CalDAV-Protokoll implementiert. Das CalDAV-Protokoll erweitert das HTTP- bzw. das WebDAV-Protokoll um Zugriffsicherungs- und Auswertungsfunktionen für das Kalenderaustauschformat iCalendar. Der Server selbst ist in PHP 5 programmiert und verwendet für die Verwaltung der Daten eine PostgreSQL-Datenbank.
Es können verschiedene Arten von Nutzern definiert werden, welche Kalender schreiben, lesen oder auch nur freie Termine einer anderen Person einsehen dürfen. Die Kalender können mit diversen Programmen abgerufen und modifiziert werden. Auch Mobilgeräte und Telefone sind teilweise in der Lage, sich mit den (online) veröffentlichten Kalendern zu synchronisieren. Unter anderem können die folgenden Client-Programme bzw. Geräte mit DAViCal verwendet werden:
Thunderbird mit der Erweiterung Lightning
Neben der Funktion als reiner Kalenderserver kann DAViCAL auch Aufgabenlisten und Notizen verwalten. So wird es möglich, Treffen mit anderen Personen zu planen, Aufgaben in einem Team zu verteilen und die Arbeit zu organisieren.
Sehr interessant ist ein DAViCal-Server in Kombination mit Postfix, Fetchmail, Dovecot (IMAP), OpenLDAP und einen geeigneten E-Mail-Programm mit Kalenderfunktion, da diese Kombination von der Funktion her recht nahe an die weit verbreitete kommerzielle Lösung Exchange / Outlook herankommt (siehe auch weitere Alternativen zu Outlook / MS-Exchange unter Linux ). Wen die Kombination verschiedener Einzelprogramme abschreckt, sollte sich DavMail Gateway
anschauen. Diese Software stellt ein Gateway zu einem bestehenden Exchange-Server bereit.
Seit Version 0.9.9.2 (erst ab Ubuntu 11.04 in den offiziellen Paketquellen enthalten) kann ein DAViCal-Server auch Adressen im CardDAV-Format verarbeiten, womit eine gemeinsame Adressenverwaltung auch ohne LDAP z.B. mit Evolution möglich ist.
Zunächst müssen Apache, PHP 5 und PostgreSQL installiert werden und prinzipiell funktionieren. Anleitungen dazu findet man in den Artikeln:
DAViCal ist ab Ubuntu 9.04 Jaunty Jackalope in den offiziellen Paketquellen enthalten. Folgende Pakete müssen installiert werden [1]:
davical (universe)
davical-doc (optional, Dokumentation)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install davical davical-doc
sudo aptitude install davical davical-doc
Da die in den offiziellen Paketquellen enthaltene Version im Regelfall deutlich älter als der aktuelle Entwicklungsstand ist, ist eine manuelle Installation interessant. Dazu kann man entweder folgende Fremdquelle nutzen und die jeweiligen Pakete manuell installieren. Die Verwendung der Fremdquelle hat allerdings den Vorteil, dass Updates automatisch eingespielt werden.
Um aus der Fremdquelle zu installieren, muss man unabhängig von der Ubuntu-Version die folgende Paketquelle freischalten:
Zusätzliche Fremdquellen können das System gefährden.
deb http://debian.mcmillan.net.nz/debian lenny awm
Um die Fremdquelle zu authentifizieren, wird der Signierungsschlüssel über folgenden Befehl heruntergeladen und der Paketverwaltung hinzugefügt:
sudo apt-key advanced --keyserver pgp.net.nz --recv-keys F6E0FA5CF0307507BB23A512EAFCFEBF8FEB8EBF
Jetzt können die Pakete
davical
davical-doc
wie oben installiert werden.
Alternativ können jeweils drei fertige .deb-Pakete für 32-Bit
oder 64-Bit
Systeme heruntergeladen und manuell installiert werden. Hierbei muss die Installation des Pakets libawl-php zuerst erfolgen:
libawl-php_0.xy-z_all.deb
davical_0.9.x.y-z_all.deb
davical-doc_0.9.x.y-z_all.deb
Diese Anleitung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt aber einen funktionierenden Kalenderserver mit Webadministration bereit. Eine ausführlichere Anleitung mit erweiterten Konfigurationsmöglichkeiten ist hier zu finden.
Der Port 11371
darf nicht durch eine Firewall blockiert werden.
.
Eine einfache Konfigurationsdatei kann als /etc/apache2/conf.d/davical.conf abgespeichert werden. Dazu die folgenden Zeilen entsprechend anpassen:
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 | ## davical Vhost ## /etc/apache2/conf.d/davical.conf # <IfModule mod_ssl.c> Alias /davical /usr/share/davical/htdocs <Directory /usr/share/davical/htdocs> Options Indexes DirectoryIndex index.php php_flag magic_quotes_gpc Off php_flag register_globals Off php_value include_path /usr/share/awl/inc </Directory> # </IfModule> |
Wer nur SSL-verschlüsselte Verbindungen erlauben will, kann die #-Zeichen in Zeile 4 und 14 noch entfernen.
Nach diesen Änderungen muss der Webserver (Apache) neu gestartet werden.
sudo apache2ctl graceful
Im Verzeichnis /etc/davical/ wird eine Datei mit dem Namen config.php erstellt und der folgende Inhalt mit einem Texteditor eingetragen:
1 2 3 4 5 6 7 8 | <?php $c->default_locale = de_DE.UTF-8; // Diesen String verwenden, wenn die Datenbank auf dem gleichen Host betrieben // wird, wie das Webinterface. $c->pg_connect[] = 'dbname=davical user=davical_app'; // Wenn der Datenbankserver auf einer anderen Maschine läuft, diesen String verwenden. // $c->pg_connect[] = 'dbname=davical user=davical_app' host=HOSTNAME port=5432; ?> |
Die Konfigurationsdatei muss für den Apache lesbar sein. Diese erreicht man, indem man die Leserechte für andere Benutzer setzt.
sudo chmod 644 /etc/davical/config.php
Die Konfigurationsdatei kann auch so angelegt werden, dass fuer verschiedene Clients im Netzwerk verschiedene Datenbanken verwendet werden. (siehe Davical Configuration )
Da in unterschiedlichen Ubuntu-Versionen auch die Versionen von PostgreSQL variieren, ist im folgenden x ein Platzhalter für die Versionsnummer des PostgreSQL-Servers.
Zuerst müssen in der PostgreSQL-Datenbank die Benutzer für DAViCal angelegt werden. Dafür wird ein Terminal [2] geöffnet und der folgende Befehl eingegeben:
sudo -u postgres createuser davical_app sudo -u postgres createuser davical_dba
Die Fragen nach superuser
, roles
und databases
können alle mit "Nein" beantwortet werden, denn der neu zu erstellende Benutzer von PostgreSQL soll keine besonderen Rechte besitzen. Der Vorgang wird für einen weiteren Benutzer wiederholt, wieder werden die auftretenden Fragen verneint.
Jetzt müssen noch die Zugriffsrechte der beiden Nutzer für die PostgreSQL-Datenbank eingerichtet werden. Dazu wird die Konfigurationsdatei /etc/postgresql/8.x/main/pg_hba.conf mit einem Editor [3] und Root-Rechten [4] geöffnet und die folgenden zwei Zeilen :" den vorhandenen Code eingefügt.
[...] # TYPE DATABASE USER CIDR-ADDRESS METHOD ## DAViCal darf sich lokal OHNE passwort anmelden. local davical davical_dba trust local davical davical_app trust [...]
Damit die Änderungen wirksam werden, muss der Datenbankserver neu gestartet werden:
sudo /etc/init.d/postgresql-8.x restart
Ab Ubuntu 11.04:
sudo /etc/init.d/postgresql restart
Anschließend wird mit einem Skript die DAViCal-Datenbank angelegt:
sudo -u postgres -s /usr/share/davical/dba/create-database.sh
Nachdem das Skript durchgelaufen ist, wird am Ende das Administrator-Password angezeigt.
Dieses Passwort sollte man sich notieren. Es kann und sollte später über das Webinterface geändert werden. Das Passwort steht in jedem Fall auch als Klartext in der Datenbank. Bei entsprechender Konfiguration und Verwendung von SSL-Verschlüsselung (https://
) ist dies jedoch vernachlässigbar.
Damit ist die Grundkonfiguration abgeschlossen und man kann sich mit der Erstellung von Benutzern und Ressourcen beschäftigen.
Als Administrator kann man mit einem Web-Browser lokal über
oder
auf die Verwaltung zugreifen und Benutzer und deren Rechte einrichten. Der Anmeldename ist admin
und das Passwort ist das Passwort aus der Datenbankerstellung. Als Erstes sollte das Passwort geändert werden. Für einen schnellen Funktionstest ist es ausreichend, einen neuen Benutzer nur mit Benutzername und Passwort anzulegen.
Empfehlenswert ist auf jeden Fall ein Blick in die umfangreiche Dokumentation , um z.B. Gruppen festzulegen, damit Benutzer auch untereinander Kalenderdaten austauschen können (siehe auch Clarification of user types and relationships
).
Der Zugriff mit einem geeignetem Clientprogramm erfolgt grundsätzlich über die Adresse (URL) des DAViCal-Servers:
http://<IP-Adresse-des-DAVical-Servers>/davical/caldav.php/<Benutzername>/home/
Das Verzeichnis /home ist der Standardkalender. Konfigurationsanleitungen mit Bildern für einzelnen Clients gibt es auf der Webseite Client Configuration .
Ab Version 0.9.9.5 ist der Kalender über folgende URL erreichbar:
http://<IP-Adresse-des-DAVical-Servers>/davical/caldav.php/<Benutzername>/calendar/
Die neuen Pakete herunterladen und installieren. DAViCal bringt ein eigenes Upgrade-Skript zum Aktualisieren der Datenbank mit.
Wer früher sichert, hat später was zum Rücksichern. Soll heißen: Vor dem Update sollte die Datenbank gesichert werden.
pg_dump -W -U postgres davical > davical_dateNtime.psql
Dann kann man das Update-Skript ausführen:
sudo -u postgres -s /usr/share/davical/dba/update-davical-database
Zumindestens unter 10.04 Lucid Lynx kann es passieren, dass nach der Installation nur eine weiße Seite erscheint. Folgende Befehle könnten dann helfen:
cd /usr/share/davical/inc sudo ln -s /usr/share/awl/inc/* .
Im Zusammenspiel von DAViCal und Thunderbird/Lightning kann es beim Versenden von Termineinladungen zu Problemen kommen. Man kann zwar die Funktion zur Termineinladung in Lightning ausführen, aber im Anschluss wird weder die Frage nach der Outlook-Kompatibilität gestellt noch wird eine E-Mail versendet. Um dieses Problem zu lösen, ist ab der Version 0.9.9.4-1 von DAViCal der Konfigurationsdatei /etc/davical/<IP_Adresse oder kanonischer_Name>-conf.php eine Zeile hinzuzufügen:
$c->enable_auto_schedule = false;
Mit der Auslieferung von Thunderbird 5 / Lightning 1.04b kann es sein, dass der obere Workaround im Zusammenspiel mit DAViCal 0.9.9.4-1 nicht mehr funktioniert. Die Termineinladungen können nun aber durch Einfügen der folgenden Zeile in die /etc/davical/<IP_Adresse oder kanonischer_Name>-conf.php anstelle der zuvor genannten wieder aktiviert werden:
$c->override_dav_header = '1, 2, 3, access-control, calendar-access, calendar-schedule, extended-mkcol, calendar-proxy, bind';
Der Mangel an dieser Lösung ist, dass eventuelle Neuerungen in zukünftigen Updates vielleicht nicht zur Verfügung stehen.
Möchte man Kontakte mit iOS Geräten (4.3.5) synchronisieren, dann muss die Konfiguration des Apache noch um einen zweiten Alias ergänzt werden, da die Account-URL bei CardDav-Accounts nicht manuell hinterlegt werden kann.
Die Konfigurationsdatei /etc/apache2/conf.d/davical.conf dazu um folgende Zeile ergänzen:
1 2 3 | ... Alias /principals /usr/share/davical/htdocs ... |
Statt eines CalDav-Accounts wie bei einem Kalender fügt man dann einen CardDav-Account hinzu.
717810 - Lösung für Bug mit weißer Seite
DAViCal tips - ursprüngliche Grundlage dieses Artikels
CalDAV Server - Übersicht
WebCalendar - Kalenderserver (webcalendar)
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- Groupware und Customer Relationship Management (CRM) mit CalDAV-Implementation