Die auf dieser Seite vorgestellten Programme und Tipps sollen Menschen mit einer eventuell vorhandenen Behinderung wie z.B. einer Sehschwäche helfen, Ubuntu ohne Einschränkungen nutzen zu können. Das Stichwort lautet Barrierefreiheit. Folgende Konfigurationsmöglichkeiten stehen dem Benutzer innerhalb der verschiedenen Desktopumgebungen von GNOME, KDE und Xfce zur Verfügung:
Automatische Anmeldung bei Systemstart
Bildschirmauflösung für bessere Lesbarkeit verringern
Bildschirmtastaturen zur vereinfachten Eingabe nutzen
Symbolgrößen verändern
Kontrastreiches Design verwenden
Menü modifizieren
Schriftgröße in Anwendungen und im System anpassen
Bildschirmleseprogramm, um Inhalte per Audio auszugeben
Sprachausgabe nutzen
Desktopverknüpfungen erstellen
Etliche Angaben lassen sich schon während des Anmeldens machen, das Bild rechts zeigt das Auswahlmenü unter Ubuntu 10.04 (erreichbar über das Symbol rechts unten im Panel). Dort können für die zu startende Sitzung bereits viele der genannten Optionen festgelegt werden.
Eine ergänzende Maßnahme kann das Aktivieren der Systemklänge sein:
Easystroke - Mausgesten auf dem GNOME-Desktop erkennen und definierte Aktionen ausführen.
eViacam - das Tool erkennt mithilfe einer Webcam, in welche Richtung der Benutzer den Kopf bewegen und lässt den Mauszeiger gleichartig folgen.
Dasher - Ein Texteingabesystem für den Bildschirm; bedienbar mir Maus, Touchpad, Touchscreen oder Eyetracker.
Sprachausgabe bietet eine Übersicht für diverse Programme für diesen Zweck
Gespeaker - Eingaben direkt in Sprache ausgeben, Texte vorlesen lassen, oder als .wav-Datei speichern
KMouth - Teil des KDE-Accessibility-Projektes
xsane2speech - Dokumente direkt aus XSane heraus "vorlesen" und als .mp3 archivieren
Ab Ubuntu 11.10 sind die Zugangshilfen in den GNOME3 Systemeinstellungen unter:
"Systemeinstellungen → Zugangshilfen"
zu finden und in die vier Kategorien "Sehen", "Gehör", "Texteingabe" und "Zeigen und Klicken" unterteilt.
Im Reiter "Sehen" kann man den "Kontrast" und die "Textgröße" einstellen. Des Weiteren kann man die Option "Vergrößerung" aktivieren und durch einen Klick auf die Schaltfläche "Optionen ..." einstellen. Außerdem besteht noch die Möglichkeit einen "Bildschirmleser" einzuschalten.
Hier kann man einen "Visuellen Alarm" einschalten, der die Fensterleiste oder den ganzen Bildschirm blinken lässt, wenn ein Warnklang abgespielt wird.
In diesem Reiter kann man mit der Option "Texteingabeassistent" die Bildschirmtastatur einschalten. Mit der Option "Klebrige Tasten" erkennt Ubuntu eine Abfolge von Zusatztasten als Tastenkombination an. Durch die Option "Tastenverzögerung" wird ein längerer Tastendruck nur als ein Tastendruck erkannt. Wie lange die Verzögerung sein soll, kann man zusätzlich einstellen. Mit der Option "Springende Tasten" kann Ubuntu einen schnellen doppelten Tastenanschlag ignorieren. Ganz unten befindet sich ein Feld zum Testen der Einstellungen und links daneben ist ein Link, der direkt zur Einstellung der Tastenkombinationen führt.
In "Zeigen und Klicken" wird mit der Option "Tastaturmaus" das Steuern des Mauszeigers über den Nummernblock ermöglicht. Durch die Option "Simulierter Kontextklick" kann man mit dem Gedrückthalten der primären Maustaste das Kontextmenü öffnen. Des Weiteren kann man mit der Option "Überfahren-Klick" automatisch einen Klick ausführen lassen, wenn sich der Mauszeiger nicht mehr bewegt.
Unter:
"Systemeinstellung → Tastatur"
kann man im Reiter "Zugangshilfen" Tastenkürzel für verschiedene Optionen der Zugangshilfe festlegen.
Mit einem Klick dieses Symbol
, im oberen Panel der GNOME Shell gelangt man in ein Kontextmenü, mit dem man bequem die Optionen "Hoher Kontrast", "Vergrößern", "Große Schrift", "Bildschirmtastatur", "Visuelle Warnung", "Klebrige Tasten", "Tastenverzögerung", "Springende Tasten" und die "Tastaturmaus" an- und abschalten kann.
Unter GNOME aktiviert man die Hilfsmittel über:
"System → Einstellungen → Barrierefreiheit/Hilfstechnologien → Einstellungen der Hilfstechnologien"
Hier ein Häkchen setzen bei "Hilfstechnologien aktivieren" und den "Bildschirmleser", die "Lupe" oder die "Bildschirmtastatur" aktivieren - je nachdem, was benötigt wird.
Möchte man stattdessen das Symbol komplett aus dem Panel verbannen, dann deaktiviert man es über "System → Einstellungen → Tastatur → Barrierefreiheit → Funktionen zur Barrierefreiheit mittels Tastatur ein- und ausschalten".
Das automatische Anmelden erleichtert den Zugang zu Ubuntu. Dazu "System → Systemverwaltung → Anmeldebildschirm", aufrufen, entsperren und diese Funktion für den gewünschten Benutzer aktivieren.
Auf dem GNOME-Desktop kann man sehr leicht Verknüpfungen von Anwendungen anlegen. Dies ist besonders hilfreich, wenn man schnell auf Anwendungen zugreifen möchte. Es wird zusätzliches Klicken vermieden. Um eine Verknüpfung anzulegen, öffnet man das Menü und führt auf der gewünschten Anwendung einen Rechtsklick aus. Im Kontext-Menü wählt man den Punkt "Als Starter zum Desktop hinzufügen" - ein Icon der Anwendung erscheint sofort auf dem Desktop.
Ubuntu kann so konfiguriert werden, dass Desktop-Verknüpfungen mit einen Klick gestartet werden. Dies ist besonders dann hilfreich, wenn der Doppelklick sehr schwer zu bewältigen ist. Um diese Funktion zu aktivieren, klickt man im Menü des Dateimanagers Nautilus auf "Bearbeiten → Einstellungen". Im sich öffnenden Fenster wählt man im Register "Verhalten" den Eintrag Einfacher Klick zum Öffnen von Objekten aus. Nach dem Schließen des Fensters steht die gewünschte Funktion sofort zur Verfügung.
Menschen, denen es schwerfällt, eine Tastenkombination gleichzeitig zu drücken, können die Funktion "klebende Tasten" nutzen. Tastenkombinationen können so nacheinander gedrückt werden. Um die Funktion zu aktiveren, klickt man auf
"System → Einstellungen → Tastatur"
Im sich öffnenden Fenster den Reiter "Tastatur" anwählen und die Schaltfläche "Barrierefreiheit" anwählen. Im nächsten Fenster wählt man den Reiter "Grundlegend" und aktiviert durch Setzen eines Häkchens in "Klebende Tasten aktivieren" die Funktion. Die Funktion steht sofort bereit.
Unter
"System → Einstellungen → Tastatur → Barrierefreiheit"
kann man ebenfalls die Tastenwiederholung einstellen. Deren Verzögerung lässt sich individuell konfigurieren. Die Geschwindigkeit der Tastenwiederholung kann in Zeichen pro Sekunden angegeben werden. Es kann festgelegt werden, nach welchem Zeitraum diese Funktionen deaktiviert werden. Im Reiter "Filter" kann die Tastenverzögerung festgelegt werden sowie die Länge der Verzögerung. Mehrmaliger Tastendruck kann ignoriert werden. Die Zeitspanne, in welcher mehrmalige Tastendrücke ignoriert werden, lässt sich ebenfalls festlegen. Feststelltasten können einen "Piepston" ausgeben, wenn sie gedrückt werden. Dies kann durch einen Klick auf das Feld "Piepston erzeugen ..." realisiert werden. Die getroffenen Einstellungen können im Feld "Eingabefeld..." überprüft werden.
Unter
"System → Einstellungen → Tastenkombinationen"
öffnet sich ein Fenster, in dem in einer Tabelle die einzelnen Aktionen eine Tastenkombination bekommen. So wird z.B. das Schließen von Fenstern durch die Tastenkombination Alt + F4 ausgelöst. Die Kombinationen können durch Anklicken in der jeweiligen Zeile unter der Spalte "Tastenkombination" geändert oder eine neue Kombination direkt angelegt werden. Sie wird automatisch erkannt und übernommen. Nach dem Schließen des Feldes gelten die neuen Änderungen.
Unter KDE aktiviert man die Hilfsmittel über die KDE Systemeinstellungen:
"K-Menü → Rechner → Systemeinstellungen → Zugangshilfen"
Im Reiter "Signale" können Einstellungen zu den Systemsignalen vorgenommen werden. Es kann ein hörbares Signal eingeschaltet werden oder auch ein sichtbares Signal. Beim hörbaren Signal kann zwischen dem Signalton des Systems und einem benutzerdefinierten Signal aus einer Audio-Datei gewählt werden.
Beim sichtbaren Signal ist es möglich, den Bildschirm zu invertieren oder den Bildschirm in einer Farbe aufleuchten zu lassen. Zusätzlich kann die Dauer des sichtbaren Signals eingestellt werden.
Klebende Tasten erlauben es, Tastenkombinationen auch zu verwenden, wenn man die Tasten nicht gleichzeitig drücken kann. Sie werden im Reiter "Klebende Tasten" aktiviert. Sobald klebende Tasten aktiviert sind, erklingt ein Signalton, wenn man eine Sondertaste gedrückt hat. Man kann nun eine weitere Taste drücken, und dies wird als Tastenkombination gewertet. So verhält sich das Drücken von Alt und danach von Tab ⇆ genauso wie ein direktes gleichzeitiges Drücken von Alt + Tab ⇆ .
Über den Reiter "Verlangsamte Tasten" ist es möglich, die Reaktionszeit der Tastatur zu verlangsamen. Ein langes Drücken einer Taste wird somit nur als einmaliges Drücken interpretiert.
Unter
"K-Menü → Systemeinstellungen → Regionaleinstellungen & Sprache → Tastenkürzel"
bzw. in KDE 4:
"K-Menü → Rechner → Systemeinstellungen → Tastatur & Maus → Tastenkürzel"
öffnet sich ein Fenster, in dem in einer Tabelle die einzelnen Aktionen eine Tastenkombination bekommen. So wird z.B. das Schließen von Fenstern durch die Tastenkombination Alt + F4 ausgelöst. Die Kombinationen können durch Anklicken in der jeweiligen Zeile unter der Spalte "Aktion" geändert oder eine neue Kombination direkt angelegt werden. Sie wird automatisch erkannt und übernommen. Nach dem Schließen des Feldes gelten die neuen Änderungen.
KDE besitzt eine Reihe von Hilfsprogrammen, welche standardmäßig jedoch nicht installiert sind. Diese können jedoch über folgende Pakete nachinstalliert werden [1]:
kdeaccessibility
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install kdeaccessibility
sudo aptitude install kdeaccessibility
Hierüber stehen folgende Hilfsmittel zur Auswahl:
Bildschirmlupe
Die KDE Bildschirmlupe startet man über:
"K-Menü → Dienstprogramme → Bildschirmlupe (KMag)"
Automatische Mausklicks
Automatische Mausklicks ermöglichen das automatische Klicken durch Positionierung der Maus über einer Schaltfläche. Es wird gestartet über:
"K-Menü → Dienstprogramme → Automatische Mausklicks (KMouseTool)"
Außerdem gehören die Programme Jovie und KMouth zur Sprachausgabe zu dem Projekt.
Das automatische Anmelden erleichtert den Zugang zu Kubuntu. Dies kann man über die KDE Systemeinstellungen aktivieren:
"K-Menü → Systemeinstellungen → Advanced → Anmeldungsmanager"
bzw. in KDE 4:
"K-Menü → Rechner → Systemeinstellungen → Erweitert → Anmeldungsmanager"
Hier wählt man den Reiter "Convenience" (letzter Reiter) und aktiviert das automatische Anmelden für den entsprechenden Nutzer.
Häufig benötigte Anwendungen können auf dem Desktop hinterlegt werden. Hier einen Rechtsklick auf den leeren Desktop ausführen und im sich nun öffnenden Menü "Starter erstellen..." anwählen. Alternativ eine .desktop-Datei aus einem der Ordner auf den Desktop kopieren.
Das automatische Anmelden erleichtert den Zugang zu Xubuntu. Hier den Displaymanager GDM aufrufen und im Reiter "Sicherheit" diese Funktion durch Setzen des Häkchens für einen Benutzer aktivieren. Wie ab Ubuntu 11.10 das Autologin aktiviert, wird im Artikel LightDM beschrieben.
Unter dem Reiter "Barrierefreiheit" kann der Benutzer Barrierefreiheitsmodule sowie Systemklänge aktivieren.
Die Aktivierung der Bildschirmtastatur ist im entsprechenden Artikel beschrieben.
Unter den Tastatureinstellungen können erweiterte Optionen für den Umgang mit der Tastatur eingestellt werden. Nützlich sind hier die "Tastenkürzel" und "Zugreifbarkeit". Menschen, denen es schwer fällt, eine Tastenkombination gleichzeitig zu drücken, können die Funktion "klemmende Tasten" aktivieren.
Um Verknüpfungen in Thunar mit einen -Klick zu öffnen, im Dateimanager die entsprechende Option aktivieren. Dies erleichtert den Zugriff.
Um unter Xubuntu die Schrift- und Icongröße zu verändern ruft man
"Applications → Einstellungen → Alle Einstellungen... → Arbeitsoberfläche → Verhalten"
auf und nimmt die entsprechenden Änderungen vor.
Ein kontrastreiches Design gestattet es mitunter, den Bildschirminhalt besser zu erkennen. Hier ein geeignetes Design auswählen.
Ubuntu 12.04 LTS - Leitfaden Barrierefreiheit, weitere Tipps
KDE Userbase Accessibility - Barrierefreiheit
Eldy - Desktop für ältere oder behinderte Nutzer
Voxin - Kommerzielle Sprachausgabe
mbrola - Sprachausgabe (Freeware)
Gally - Gebärdensprache (American Sign Language) für Hörgeschädigte