Ubuntu 12.04 „Precise Pangolin“
Viele Programme benötigen Bibliotheken. Dabei gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten diese in ein Programm zu integrieren. Entweder einmalig - über einen sog. Linker (oder Binder) - wenn das Programm kompiliert wird (statische Verlinkung) oder aber bei jedem Laden des Programms erneut (dynamische Verlinkung). Bei der letzteren Methode werden die Bibliotheken erst bei Bedarf in den Arbeitsspeicher geladen und durch den Lader mit dem ausführbaren Programm verbunden. Dadurch muss eine Bibliothek, die von mehreren Programmen genutzt wird, nur einmal im Speicher gehalten werden. Allerdings hat diese Variante den Nachteil, dass bei jedem Programmstart der Lader die ggf. benötigten Bibliotheken suchen und anschließend laden muss, wodurch erhöhte Ladezeiten entstehen. Diese sind umso höher, je mehr Bibliotheken geladen werden müssen. Oft werden jedoch die Bibliotheken nicht sehr häufig gewechselt. Deshalb sind die ablaufenden Operationen meist dieselben. Prelink nutzt dies insofern aus, als dass es das Linken im Voraus ausführt und in der Programmdatei abspeichert. Somit kann man (fast) jedes Programm beschleunigen.
Besonders sehr "große" Anwendungen, welche in C++ geschrieben sind sollen vom prelink stark profitieren. Dazu zählt auch die komplette KDE-Umgebung, da man viel Startzeit spart, weil kdeinit nicht die Bibliotheken laden muss.
Die Nutzung von prelink birgt zwei Risiken:
Wenn man nur wenig verfügbaren Festplattenplatz hat, kann Prelink sämtliche Programme verstümmeln. Man sollte während des Prelinkings ab und zu mit readelf oder file die Programme kontrollieren. Wie viel freien Speicherplatz man haben sollte kann nicht pauschal gesagt werden, da es vom System bzw. von den installierten Programmen abhängt.
Prinzipiell ist es möglich, dass bei Verwendung von prelink Return_into_libc-Attacken möglich sind. Dazu muss der Angreifer einen lokalen Zugang zum System haben. Weitere Details hierzu findet man im englischen Wikipedia-Artikel zu prelink.
Zitat manpages (man prelink): Some architectures, including IA-64 and HPPA, are not yet supported. 01 March 2007
Installieren [1] der folgenden Pakete:
prelink
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install prelink
sudo aptitude install prelink
Vor dem ersten prelinken sollte man wissen, dass es einige Programme gibt, die im nachhinein entweder gar nicht oder schlechter laufen würden. Diese Anwendungen sind zu einem großen Teil schon in der Datei /etc/prelink.conf voreingetragen. Jedoch fehlen ein paar wichtige. Um diese abzuwählen öffnet man diese Datei mit einem Editor und Root-Rechten [4]. Selbst hinzufügen sollte man folgende:
-b /usr/bin/skype -b /usr/bin/wine
Will man die Datei weiter bearbeiten sollte man wissen:
-b
für Daten und Ordner die nicht nicht ge-prelinkt werden.
-l
für Verzeichnisse, die ge-prelinkt werden, wobei (symbolischen) Links nur innerhalb des Dateisystem gefolgt wird.
-h
für alle Links, auch über die Grenzen des Dateisystems.
Will man nun den Vorgang starten, sollte man in der Datei /etc/default/prelink.
PRELINKING=unknown
zu
PRELINKING=yes
abändern. Damit wird das System automatisch einmal je Tag von Cron prelinkt.
Zunächst sollte der Cronjob per
sudo run-parts --verbose /etc/cron.daily/
einmalig ausgeführt werden. Je nach System kann dies einige Zeit in Anspruch nehmen. Nach diesem Vorgang ist das System "ge-prelinkt". Es sollten zumindest bibliothekenintensive Programme (etwas) schneller starten.
Da der Cronjob für Prelink - zumindest mit den Standardeinstellungen - nur einmal täglich ausgeführt wird, werden neu installierte Programme nicht automatisch geprelinkt. Dies lässt sich jedoch leicht beheben. Man erstellt dazu mit hilfe eines Editors (und Root-Rechten, [4]) die Datei /etc/apt/apt.conf.d/19prelink mit folgendem Inhalt:
dpkg::Post-Invoke {"echo Running prelink, please wait...;/etc/cron.daily/prelink";}
Für Nutzer von Kubuntu, bzw der KDE SC kann sich prelinken besonders lohnen. Nicht nur von der Geschwindigkeit, auch von der Arbeitsspeichernutzung. Man sollte deshalb mit einem Editor in die Datei /etc/environment, mit Root-Rechten [4], folgenden Eintrag anhängen:
KDE_IS_PRELINKED="true"
Dies sollte man auch unbedingt machen, bevor man prelink deinstalliert!
Will man prelink wieder entfernen, führt man im Terminal [3] den folgenden Befehl aus:
sudo prelink -au
Diese macht das prelinken sofort rückgängig. Zudem muss die angelegte Datei /etc/apt/apt.conf.d/19prelink wieder gelöscht und der Eintrag
KDE_IS_PRELINKED="true"
aus /etc/environment entfernt werden. Erst jetzt sollte man prelink deinstallieren.