Unter geographischen Informationssystemen (GIS) versteht man Werkzeuge, die eine Darstellung, Analyse und Manipulation räumlicher Daten ermöglichen. Dazu werden Daten in einer Datenbank und Geometrien als Grafiken verarbeitet. Als Grundlage zur Darstellung der Geometrie werden Raster und Vektordaten genutzt. Früher hauptsächlich in Forschung und Planung verbreitet, erobern solche Systeme auch breitere Anwenderschichten. Aufgrund des Erfolges von Google Earth und der Verbreitung von Navigationssystemen hat fast jeder Kontakt mit GIS gehabt. Auch zum Füttern des GPS-Gerätes können GIS genutzt werden, zumal es nicht nur freie Software sondern auch immer mehr freie Daten gibt.
Im Folgenden soll ein Überblick über freie GIS unter Ubuntu und Tipps für die Installation gegeben werden. Da diese Anwendungen sehr komplex sind wird hier auf eine Einführung verzichtet. Auf den weiterführenden Seiten zu den Programmen gibt es jedoch genügend Dokumentationen, Wikis oder Tutorials für einen Einstieg.
GRASS GIS verfügt durch seinen modularen Aufbau über reichhaltige Werkzeuge zur Bearbeitung von Geodaten. Traditionell eher zur Verarbeitung von Rasterdaten, z.B. Satellitendaten genutzt, hat sich GRASS zu einem vollwertigen System mit Vektor- und Rasterbearbeitung entwickelt. Daneben können externe Datenbanken eingebunden werden, wie auch in der dritten Dimension gearbeitet werden. Durch die große Anzahl der Funktionen ist GRASS GIS mit kommerziellen Anwendungen konkurrenzfähig. Zudem lässt es sich auch über das Terminal [3] bedienen.
Folgende Pakete müssen installiert [1] werden:
grass (universe)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install grass
sudo aptitude install grass
Übersicht über die in den Quellen verfügbaren grass-Pakete: grass
Im Terminal [3]
grass
ausführen [5].
Der Befehl ist für Grass 6.2 gültig. Bei einer anderen Version durch grassXX (XX für die Versionsnummer) ersetzen.
Weitere Informationen zu GRASS GIS gibt es auf grass.osgeo.org .
Quantum GIS zeichnet sich durch seine einfache, intuitive Nutzerführung und hervorragende Visualisierungsfunktionen aus. Neben einem Interface zu GRASS GIS, welches den Funktionsumfang für Raster- und Vektorverarbeitung und -analyse stark erhöht, gibt es weitere leistungsfähige Plugins. Hierzu zählen erweiterte Datenbanktools für PostgreSQL/PostGIS-Datenbanken, die Möglichkeit, Web Map Services (WMS) und Web Feature Services (WFS) einzubinden, Anbindung zu Statistikprogrammierumgebungen wie R sowie ein Plugin zum Up-/Download sowie zur Bearbeitung von OpenStreetMap Daten. Alle Erweiterungen lassen sich dabei bequem durch die interne Plugin-Verwaltung installieren (ggf. ist die Installation von weiteren Paketen notwendig).
QGIS nutzt die GDAL/OGR-Bibliothek, wodurch nahezu jedes gängige Vektor- und Rasterformat im- und exportierbar ist. Analysefunktionen stehen derzeit (1.4.0) nur für Vektordaten zur Verfügung. Es gibt aber Plugins, die gewisse Rasterfunktionalitäten nachliefern. Neben der Anbindung von PostgreSQL gibt es seit der Version 1.3.0 die Möglichkeit die Spatialite-Datenbank lesend und schreibend anzusprechen. Eigene Erweiterungen können in Python oder in C++ geschrieben werden.
Ab der Version 1.4.0 gibt es die Möglichkeit sich zur Dateneingabe mittels des qt4-Designers-Formulare zu generieren. Diese können dem jeweiligen Datensatz über "Eigenschaften -> Allgemein -> UI" zur Bearbeitung zugewiesen werden. Die Visualisierungsfunktionen wurden speziell seit der Version 1.4.0 stark erweitert und eine neue Darstellungsengine implementiert. Mit dieser Engine ist es nun möglich, eigene Symbole (Punkt-, Linien- und Flächensymbole) direkt in QGIS zu definieren. Symbole mit mehreren Ebenen sind somit einfach möglich. Eigene Punktsymbole können als SVG-Grafik (z.B. erstellt mit Inkscape) importiert werden. Hierzu müssen die SVG-Dateien lediglich in den Ordner ~/.qgis/svg (wenn nicht vorhanden, selbst anlegen) kopiert werden. Über den Konfigurationsordner (.qgis) können ebenfalls Plugins von Hand gelöscht oder hinzugefügt werden. Ein fehlerhaftes Plugin ist auf diese Weise einfach zu löschen und das Programm funktioniert wieder korrekt.
Die Stabilität von QGIS ist im großen und ganzen sehr gut und auf jeden Fall für den Produktiveinsatz empfehlenswert. Sollte die aktuellste Version verwendet werden, so sollte dennoch öfters abgespeichert werden, da die neuesten Funktionen noch nicht 100%ig stabil laufen.
Adresszeile zum Hinzufügen des PPAs:
ppa:ubuntugis/ppa
Zusätzliche Fremdquellen können das System gefährden.
Ein PPA unterstützt nicht zwangsläufig alle Ubuntu-Versionen. Weitere Informationen bietet die PPA-Beschreibung vom Benutzer/Team ubuntugis.
Damit Pakete aus dem PPA genutzt werden können, müssen die Paketquellen neu eingelesen werden.
Folgendes Paket kann dann installiert werden [1]:
qgis (ppa)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install qgis
sudo aptitude install qgis
Adresszeile zum Hinzufügen des PPAs:
ppa:ubuntugis/ubuntugis-testing
Zusätzliche Fremdquellen können das System gefährden.
Ein PPA unterstützt nicht zwangsläufig alle Ubuntu-Versionen. Weitere Informationen bietet die PPA-Beschreibung vom Benutzer/Team ubuntugis.
Damit Pakete aus dem PPA genutzt werden können, müssen die Paketquellen neu eingelesen werden.
Folgendes Paket kann dann installiert werden [1]:
qgis (ppa)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install qgis
sudo aptitude install qgis
Adresszeile zum Hinzufügen des PPAs:
ppa:ubuntugis/ubuntugis-unstable
Zusätzliche Fremdquellen können das System gefährden.
Ein PPA unterstützt nicht zwangsläufig alle Ubuntu-Versionen. Weitere Informationen bietet die PPA-Beschreibung vom Benutzer/Team ubuntugis.
Damit Pakete aus dem PPA genutzt werden können, müssen die Paketquellen neu eingelesen werden.
Folgendes Paket kann dann installiert werden [1]:
qgis (ppa)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install qgis
sudo aptitude install qgis
Diese benötigen Java, am besten in einer aktuellen Version. Bei Problemen kann es helfen
sudo update-alternatives --config java
auszuführen und eine Java-Version auszuwählen.
Hervorgegangen aus dem Jump-Projekt verfügt OpenJump über mächtige Funktionen zum Editieren, Manipulieren und Analysieren von Geodaten. Eine Anbindung von PostGIS und WMS ist möglich. OpenJump arbeitet mit einem eigenen Vektorformat. Ein Import gängiger Formate ist aber möglich.
Eine Installation im eigentlichen Sinne ist nicht nötig. Auf der Homepage von OpenJump kann man sich aktuelle Archive [4] und Plugins herunterladen. Nach dem Entpacken findet man in ./openjump-1-2-Dwin/bin verschiedene Startscripts. Eigentlich sollte es ausreichen im Terminal [3] in das Verzeichnis zu wechseln und
sh openjump.sh
auszuführen, um das Programm zu starten [5].
Das "User-friendly Desktop Internet GIS" (uDig) eignet sich besonders als Werkzeug zum Testen, Visualisieren und Manipulieren von OGC konformen Geodatendiensten wie WebMappingService (WMS), WebFeatureService (WFS), WebProcessingService (WPS) und weiteren. Über eine interne Pluginveraltung lässt sich der Funktionsumfang unkompliziert erweitern.
SAGA – System for Automated Geoscientific Analyses - bietet einige Möglichkeiten zur räumlichen Analyse. Das GIS zeichnet sich durch seine API zur C++-Programmierung aus. Daher ist es sehr flexibel, wenn es um geowissenschaftliche Fragestellungen geht. Daneben existieren aber auch fertige Module zur Analyse und Simulation verschiedener Probleme. Anders als die zuvor erwähnten Systeme setzt SAGA GIS nicht auf Java auf, sondern nutzt seit Version 2.0 wxWidgets.
Folgende Pakete müssen installiert [1] werden:
saga (universe [2] )
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install saga
sudo aptitude install saga
Adresszeile zum Hinzufügen des PPAs:
ppa:johanvdw/saga-gis
Zusätzliche Fremdquellen können das System gefährden.
Ein PPA unterstützt nicht zwangsläufig alle Ubuntu-Versionen. Weitere Informationen bietet die PPA-Beschreibung vom Benutzer/Team johanvdw.
Damit Pakete aus dem PPA genutzt werden können, müssen die Paketquellen neu eingelesen werden.
Eine Installation im eigentlichen Sinne ist nicht nötig. Auf Sourceforge kann man sich aktuelle Archive [4] herunterladen. Nach dem Entpacken findet man im entpackten Ordner das Startskript saga_gui.sh.
wxWidgets sollte installiert sein und es kann sein, dass das Paket
libglitz1
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install libglitz1
sudo aptitude install libglitz1
installiert [1] werden muss, damit das Startskript läuft. Weitere Informationen gibt es auf der Projektseite .
PostGIS ist eine Erweiterung zur Datenbank PostgreSQL. Daher sollte man diese zuerst installiert haben und zumindest Grundkenntnisse über SQL besitzen. PostGIS ermöglicht die Speicherung von Daten und Geometrien in der Datenbank durch spezielle SQL-Befehle. Zudem verfügt es über Möglichkeiten Daten zu editieren, manipulieren und sowohl inhaltlich, wie auch räumlich zu analysieren. Die schon erwähnten GIS bieten auch die Möglichkeit PostGIS-Verbindungen herzustellen und Daten auszutauschen. Natürlich gibt es auch Schnittstellen zu den gängigen Mapservern. Zur Verwaltung von Datenbanken gibt es Werkzeuge wie pgAdmin III, die zur Verwaltung von PostgreSQL eine grafische Benutzeroberfläche bieten. Näheres zur Installation steht im Wiki zu PostgreSQL.
Zuerst muss PostgreSQL installiert [1] werden. Dann kann man
postgresql-9.1-postgis (universe [2])
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install postgresql-9.1-postgis
sudo aptitude install postgresql-9.1-postgis
installieren [1]. Die Versionsnummer (-9.1-) muss je nach verwendeter Ubuntuversion und gewünschter Version von Postgre angepasst werden.
Die Einrichtung von PostGIS erfolgt unter pgAdmin III wie hier beschrieben.
Als erstes muss die Datenbank angelegt werden, die PostGIS-Funktionen beinhalten soll.
Ein -Klick auf Datenbanken und "Neue Datenbank" auswählen.
Danach muss dieser Datenbank eine neue Sprache mit dem Namen plpgsql hinzugefügt werden.
Ein -Klick auf Sprache unter der neuen Datenbank, "Neue Sprache" auswählen und den Namen dafür eingeben.
Sollte der Eintrag "Neue Sprache" nicht angezeigt werden, so muss unter "Datei" -> "Optionen" -> "Anzeige" beim Punkt "Sprachen" ein Häkchen gesetzt werden.
Als letzten Schritt die Skripte lwpostgis.sql und spatial_ref_sys.sql aus dem Verzeichnis /usr/share/postgresql-8.2-postgis/ ausführen.
Ab Version 8.4 befinden sich die SQL-Skripte unter /usr/share/postgresql/8.4/contrib/postgis-1.5 und lwpostgis.sql heißt postgis.sql.
Den SQL-Editor öffnen, die jeweilige Datei laden und ausführen.
Somit ist die PostGIS-Erweiterung für die Datenbank funktionsfähig. Weitere Informationen findet man im Postgis-Wiki .
Der Geoserver ist ein in Java implementierter Mapserver. Er generiert aus Geodaten unterschiedlichen Formats (Shape-Dateien, PostGIS-Daten ...) OGC-konforme Kartendienste (WMS und WFS-(T)). Diese können dann via http in Desktop- und WebGIS-Anwendungen integriert werden. Der GeoServer kommt mit Demodaten und Demo-Seiten im Gepäck, und verfügt über eine sehr gute Dokumentation .
Zunächst sollte man sich Oracle Java installieren. Am besten Java 6 JRE, da es mit dem in den offiziellen Paketquellen enthaltenen OpenJDK nicht funktioniert (OpenJDK 6 und 7 unterstützen im Moment nicht die 2D-Rendering-Bibliotheken, von denen GeoTools und GeoServer abhängen). Danach bei geoserver.org die gewünschte Version herunterladen.
Es werden mehrere Download-Versionen bereitgestellt. Sofern man noch keinen Java-Webserver (Tomcat, Jetty ...) installiert hat, sollte man sich für die Binary-Version entscheiden, da hier gleich der Jetty-Webserver integriert ist.
Die Binär-Datei geoserver-x.x.x-bin.zip nach /usr/local/ entpacken. (x.x.x steht für die jeweilige Version)
Danach müssen die Umgebungsvariablen "JAVA_HOME
", "GEOSERVER
" und "GEOSERVER_DATA_DIR
" gesetzt werden. Dazu die Datei /etc/environment in einem Editor[7] mit Root-Rechten[8] bearbeiten, folgende Zeilen müssen eingefügt werden:
# Ordner anpassen! JAVA_HOME=/usr/lib/jvm/java-6-sun GEOSERVER_HOME=/usr/local/geoserver-x.x.x GEOSERVER_DATA_DIR=/usr/local/geoserver-x.x.x/data_dir
Der GeoServer wird mit dem Befehl
/usr/local/geoserver-x.x.x/bin/startup.sh
gestartet, und ist unter http://localhost:8080/geoserver
erreichbar.
Falls es zu Fehlermeldungen kommen sollte, kann es sein, dass die Zugriffsrechte für ./geoserver-x.x.x/data_dir und ./geoserver-x.x.x/webapps noch richtig gesetzt werden müssen, da die Dateien in diesen Verzeichnissen modifiziert werden.
Weitere Informationen zu GIS im Allgemeinen und Open Source in der Geoinformatik im Speziellen findet man z.B. auf folgenden Seiten:
UbuntuGIS - Weitere GIS-Anwendungen für Ubuntu aus dem englischen Wiki
GISWiki - Ein Wiki rund um geographische Informationssysteme
Freegis.org - Eine Sammlung freier Software und Daten
FOSS4G2007 - Überblick der diesjährigen Tagung der "FREE AND OPEN SOURCE SOFTWARE GEOSPATIAL"
Open Source Geospatial Foundation - Webseite der OSGeo