Ubuntu 12.10 „Quantal Quetzal“
Ubuntu 12.04 „Precise Pangolin“
Ubuntu 11.10 „Oneiric Ocelot“
Zeitgeist
ist ein Dienst, der im Hintergrund Benutzeraktivitäten aufzeichnet, z.B. besuchte Webseiten, geöffnete Dateien, bearbeitete Dokumente oder geführte Unterhaltungen – aber z.B. keine Kennwörter, Tastendrücke oder Ähnliches. Zeitgeist ist damit in der Lage, Beziehungen zwischen verschiedenen Inhalten und Ereignissen aufgrund ihrer Art und Verwendung zu ermitteln. Diese Informationen werden aufbereitet, miteinander verbunden und anderen Anwendungen zur Verfügung gestellt.
Dies soll laut den Entwicklern zu einer völlig neuen Art der Dateiverwaltung und Verwendung führen. Beispielsweise sollen sich so Dateien ereignisbasiert suchen lassen, etwa nach dem Muster: "Wo ist das Dokument, das ich vorgestern mit OpenOffice erstellt und dann per Mail an meine Firma geschickt habe?"
Zeitgeist wird derzeit insbesondere von Unity, aber auch von Desktop-Umgebungen wie GNOME 3 oder KDE sowie verschiedenen Anwendungen wie Banshee, Docky und Synapse genutzt.
Zeitgeist selbst bzw. seine Bibliotheken bestehen aus vier Modulen:
"Engine": Das Herz von Zeitgeist erfasst alle ankommenden Ereignisse und verteilt die Informationen der registrierten Ereignisse an die Programme.
"Extensions": Erweiterungen nur für das Engine-Modul. Sie dienen der Manipulation der Datenbankeinträge vor und nach der Verarbeitung eines Ereignisses durch die Engine. Standard-Extensions sind z.B. Blacklists oder Datasource Registry.
"Data Providers": Erweiterungen für Programme, die die jeweiligen Benutzeraktivitäten an Zeitgeist weiterleiten. Sie sind lediglich für die Weiterleitung von Informationen zuständig, nicht für das Speichern dieser. Data Providers sind wichtig, da die Zeitgeist-Engine nur Zugriff auf Benutzeraktionen innerhalb der Desktop-Umgebung hat, nicht auf Aktionen innerhalb von Programmen (z.B. geöffnete Webseiten, geschriebene E-Mails, etc.).
"Activity Journal": Eine in PyGTK geschriebene Benutzeroberfläche zur Nutzung der durch Zeitgeist gesammelten Daten. Zu seinen Funktionen gehört: Suche, Dateivorschau, Schlagwortvolltextsuche, Setzen von Lesezeichen und andere nützliche Dinge.
Zur Speicherung der Ereignisse verwendet Zeitgeist pro Benutzer eine SQLite-Datenbank, die unter ~/.local/share/zeitgeist/activity.sqlite gespeichert ist.
Zeitgeist gehört ab Ubuntu 11.04 zur Standardinstallation von Ubuntu (aber nicht bei Xubuntu und Lubuntu). Unter älteren Ubuntu-Versionen lässt es sich theoretisch nachinstallieren [1], was aber aufgrund der mittlerweile veralteten Version in den offiziellen Paketquellen nicht empfohlen wird.
zeitgeist
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install zeitgeist
sudo aptitude install zeitgeist
Je nach eingesetzter Ubuntu-Version kann eine aktuellere Zeitgeist-Version über das "Personal Package Archiv" (PPA) [2] der Entwickler installiert werden.
Adresszeile zum Hinzufügen des PPAs:
ppa:zeitgeist/ppa
Zusätzliche Fremdquellen können das System gefährden.
Ein PPA unterstützt nicht zwangsläufig alle Ubuntu-Versionen. Weitere Informationen bietet die PPA-Beschreibung vom Benutzer/Team zeitgeist.
Damit Pakete aus dem PPA genutzt werden können, müssen die Paketquellen neu eingelesen werden.
Nach dem Aktualisieren der Paketquellen erfolgt die Installation wie oben angegeben.
Zeitgeist wird als Dienst (Daemon) beim Rechnerstart automatisch aktiv. Über den Befehl [3]
zeitgeist-daemon --quit
kann man ihn stoppen und mit
zeitgeist-daemon
wieder starten. Zum Neustarten dient der Befehl:
zeitgeist-daemon --restart
Ab Ubuntu 12.04 kann, was wann aufgezeichnet wird, unter Unity auch ohne externe Programme eingestellt werden. Dazu wählt man "Sitzungsanzeige -> Systemeinstellungen -> Privatsphäre". Hier kann man über den Schalter im Fenster rechts unten die Aufzeichnung generell aktivieren bzw. deaktivieren. In den Reitern "Dateien" und "Anwendungen" kann ausgewählt werden, welche Dateitypen bzw. Programme überwacht bzw. nicht überwacht werden sollen.
Zeitgeist Activity Log Manager - Eine grafische Benutzeroberfläche zur einfachen Konfiguration von Zeitgeist. Interessant ist die Möglichkeit, bestimmte Ordner oder Programme von der Überwachung durch Zeitgeist auszuschließen.
GNOME Activity Journal - Eine grafische Darstellung der zuletzt besuchten Webseiten und der bearbeiteten bzw. veränderten Dateien. Auch für Xfce (Xubuntu) und LXDE (Lubuntu) geeignet (falls man dort Zeitgeist nachinstalliert hat).
Privacy Indicator - Hiermit lässt sich die Sammeln von Informationen durch Zeitgeist gezielt mit einem Mausklick an- bzw. abschalten.
Zeitgeist Explorer - noch in Entwicklung.
Da sich das ganze Zeitgeist-Projekt noch in Entwicklung befindet, soll hier nur eine Auswahl von Programmen mit Zeitgeist-Integration vorgestellt werden. Ergänzungen sind willkommen.
Mittlerweile existieren auch Schnittstellen für Python, Vala, C, C# und JavaScript. Eine vollständige Liste über alle derzeit verfügbaren Erweiterungen sowie deren Entwicklungsstand kann man im Zeitgeist-Wiki des Projekts einsehen.
Unity - Die Standardoberfläche von Ubuntu nutzt Zeitgeist, um mit Hilfe der Dash dem Nutzer die zuletzt genutzten Programme, Dateien und Ordner zu zeigen. Zudem wird die Zeitgeist-Extension FTS ("Full Text Search") für das Durchsuchen der Zeitgeist-Datenbank genutzt. Weitere Entwicklungen, wie zum Beispiel das Einbinden von Kontakten und deren Nutzung mittels der Dash sind in Planung.
Banshee - ab Ubuntu 11.04 ist Zeitgeist in den Standard-Audioplayer von Ubuntu integriert
Docky - eine Anwendungsstartleiste am Rand des Bildschirms, die einen schnellen Zugriff auf Anwendungsstarter, geöffnete Fenster, Ordner und viele andere Dinge ermöglicht. Die Integration von Zeitgeist erfolgt durch Sprunglisten für Programme und Ordner. Bei den Programmen werden die häufigsten damit genutzten Daten angezeigt. Bei den Ordnern verhält es sich ähnlich: Hier werden die meist genutzten Dateien in den Sprunglisten dargestellt.
DockbarX - ein weiterer Anwendungsstarter, der auf Zeitgeist zurückgreifen kann
Pogo - einfacher Audioplayer, der abgespielte Titel an Zeitgeist melden kann
Synapse - ein Anwendungsstarter ähnlich GNOME Do. Neben der Zeitgeist-Volltextsuche FTS kann man auch die Möglichkeit nutzen, kürzlich benutzte Dateien oder Dokumente, die man aus Versehen geschlossen hat, wiederherzustellen. So kann man z.B. Musikstücke, die man noch einmal hören möchte, schnell wieder öffnen.
GNOME Shell - Für die GNOME Shell gibt es eine Journal-Erweiterung, die Zeitgeist in die Übersicht integriert. Es werden kürzlich geöffnete Dateien nach Zeit und Kategorie sortiert angezeigt. In Ubuntu 12.04 muss zusätzlich das folgende Paket installiert werden.
gir1.2-gnomedesktop-3.0
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install gir1.2-gnomedesktop-3.0
sudo aptitude install gir1.2-gnomedesktop-3.0
Unter Umständen können unter Unity Probleme mit der Suchfunktion der Dash auftreten. Abhilfe schafft die im Folgenden beschriebene Vorgehensweise.
Um das komplette Journal zu löschen, kann man einfach die weiter oben erwähnte SQlite-Datenbank löschen und Zeitgeist neu starten. Dazu führt man folgende Befehle in einem Terminal [3] aus:
rm ~/.local/share/zeitgeist/activity.sqlite zeitgeist-daemon --replace
Es gehen alle bisherigen Aufzeichnungen verloren.
Falls das nicht hilft, löscht man den Ordner ~/.local/share/zeitgeist/:
rm -r ~/.local/share/zeitgeist zeitgeist-daemon --replace
Zeitgeist-Wiki - Dokumentation
GNOME Zeitgeist – Eine neue Art des Findens - Ikhaya Artikel, 09/2009